Netzdepeschen (21):Elvis lebt!

Die Mondlandung - ein Fake. Das Kennedy-Attentat - eine Verschwörung. Für jeden Anlass hat das Netz das passende Komplott.

Andreas Schubert

Zu den bekanntesten Fotos überhaupt gehören die Schnappschüsse, die Neil Armstrong von seinem Kollegen Buzz Aldrin beim gemeinsamen Mondspaziergang fabrizierte. "Stimmt nicht!", tönt der Brite David Groves. Der angebliche Physiker und Experte für Computerbilder behauptet seit kurzem auf YouTube nachweisen zu können, dass die Mondlandung vom 20. Juli 1969 in einem irdischen Studio entstanden sei.

Netzdepeschen (21): Haben Sie diesen Mann gesehen? Auf Elvis-Sichter-Seiten schildern User ihre jüngsten Erlebnisse mit dem King.

Haben Sie diesen Mann gesehen? Auf Elvis-Sichter-Seiten schildern User ihre jüngsten Erlebnisse mit dem King.

(Foto: Foto: dpa)

War die ganze Apollo-Mission ein Fake, eine riesige Verschwörung? Der Glaube an diese Theorie ist so alt, wie die Mondlandung her ist. Und doch werden auf das Videoportal noch immer beinahe täglich neue vermeintliche Beweise des ganz großen Betrugs hochgeladen. Viele davon sind reine Satire, andere wie Groves Beitrag im TV-Nachrichtenstil wollen dagegen seriös wirken. Wer partout ein Apollozweifler sein will, dem ist laut Aldrin auch nicht mehr zu helfen. "Wenn Sie es nicht glauben wollen, vergessen Sie's", teilt er auf der Moonhoax-Website von Aron Ranen mit. Dennoch fühlt sich die Nasa selbst berufen, auf ihren hauseigenen Internetseiten möglichst viele Beweise für die Mondmission zusammenzutragen.

Das wird bei überzeugten Verschwörungstheoretikern nichts fruchten. Wie dem amerikanischen Wikipedia zu entnehmen ist, neigen Verfechter einer ganz bestimmten Verschwörungstheorie gleich zum Glauben an mehrere. Die vorgebliche Nasa-Lüge ist nur eine der populärsten Geschichten im Netz, gleich nach 9/11- und Kennedy-Verschwörung. Überhaupt ist die Liste jener Seiten, die allenthalben Geheimbündelei wittern, lang.

Fabeln und Legenden

Für jeden Anlass gibt es das passende Komplott. So jährt sich demnächst Elvis' Todestag zum 30. Mal. Und wer keine Lust hat, eines von inzwischen zahlreichen Elvis-Verschwörungs-Büchern (etwa "The FBI Files on Elvis Presley" oder "The Elvis Conspiracy" zu lesen, der forsche wieder bei YouTube nach "Elvis Sightings" oder betrachte Seiten wie honorelvis.com - und wisse: Ja, der King lebt! Sein Abgang war nichts als Inszenierung. Zumindest bemühen sich die zahllosen Berichte um Überzeugungskraft. Wie etwa der eines gewissen Oscar J. Peterson, eines Versicherungskaufmanns aus Morton, Ohio.

Er will dem leibhaftigen King in einer Männertoilette in Coconut Grove, Florida, über den Weg gelaufen sein: "Ich konnte es nicht glauben. Ich sagte: ,Du bist Elvis' und er erwiderte, ,Nein, Ted Kennedy'. Aber ich wusste, er macht nur Spaß." Einen Ohrenzeugen, der bekräftigt, Elvis' Stimme gehört zu haben, präsentiert Peterson in seiner Anekdote gleich mit. Wer übrigens ähnliches zu berichten weiß, kann dies auf selbiger Seite oder auf anderen wie elvissightingbulletinboard.com tun.

Warum so viele Verschwörungstheoretiker ausgerechnet aus verlassenen Weilern in den hintersten Appalachen kommen, lässt Raum für Spekulationen. Wer gezielt nach Verschwörungen sucht, stellt fest: Nicht alle sind so harmlos wie die Elvis-Sichter. Unter ihnen sind Antisemiten, religiöse Eiferer und Radikale jeglicher Couleur. Mit den Fabeln und Legenden aus dem Trash-Portal weeklyworldnews lässt sich das Sommerloch da schon unterhaltsamer überbrücken - wenn auch nicht unbedingt geistreicher.

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