Es ist nicht das Schlechteste, schön auszusehen. Ein putziger, roter Körper, ein paar schwarze Punkte drauf, und schon krabbelt es sich etwas leichter durch das Käferleben. Zumindest die Menschen lassen einen als Marienkäfer weitgehend in Ruhe und schlagen einen nicht gleich mit der flachen Hand zu Insektenbrei, wie es so vielen andere Krabbeltierchen passiert. Marienkäfern begegnen wir automatisch mit großer Sympathie - und das hat sicher damit zu tun, dass die kleine Tiere aussehen, als habe sie ein Schöpfer geschaffen, um damit einen Märchenwald zu bevölkern.
Dass der Marienkäfer aber auch seine dunklen Seiten hat, das zeigt Bernadette Gervais auf anschauliche Weise in ihrem Buch "Der Marienkäfer". Zum Beispiel lernen wir, dass die Tiere sich in Gefahrensituationen auf den Rückenpanzer werfen, sich tot stellen und zusätzlich eine enorm übel riechende Stinksubstanz aus Körperdrüsen freisetzt. Klar, auch ein Marienkäfer muss sich wehren - und da spielt es keine Rolle, ob ihm der Mensch in der Insektenwelt die Rolle als Bambi unter den Käfern zugewiesen hat.
Das Buch versteht es in sehr reduzierter Weise, Kindern von drei Jahren an Wissenswertes über unseren Lieblingskäfer zu vermitteln - dunkle wie bunte Seiten dieses Tiers. Hinter Klappen verbergen sich Bilder und Informationen, die Abwehrstinksubstanz ist anschaulich illustriert, weitere Eigenheiten der Tiere sind grafisch fein aufbereitet. Etwa lernen wir, dass ein Marienkäfer bis zu 50 Blattläuse am Tag frisst.
Mit diesem Appetit erobert sich der Käfer einen Platz in jedem Gärtnerherz - wie mächtig diese Fressleistung aber wirklich ist, das erschließt sich in diesem Buch, wenn 50 Blattläuse in maßstabsgetreuem Vergleich direkt neben einem Marienkäfer aufgereiht sind - Mahlzeit. Wie sehr das Aussehen die menschliche Haltung zu den Käfern prägt, zeigen die Bilder der Larven. Diese unscheinbaren Krabbelviecher verwandeln sich in die schönen, gepunkteten Käfer? Ja, tatsächlich - da gelingen Bernadette Gervais kleine, schöne Aha-Effekte.
Bernadette Gervais: Der Marienkäfer. Aus dem Französischen von Tobias Scheffel. Beltz & Gelberg, Weinheim 2017. 24 Seite, 12,95 Euro.