National Geographic Photo Contest 2012:Katzenwäsche

Am richtigen Ort zur richtigen Zeit: Die Fotografin war so berührt von ihrem Glück, dass sie ihr Porträt der Tigerdame "Busaba" "Die Explosion" nannte. Das Foto ist tatsächlich explosiv in seiner Wirkung - beim National Geographic Contest 2012 gewann es nun den Hauptpreis. Doch ist das wirklich eine Aufnahme der Natur, wie angegeben?

Die Siegerfotos. Von Paul Katzenberger

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(Foto: Ashley Vincent | National Geographic Photo Contest 2012)

National Geographic ist für seine spektakulären Farbfotografien bekannt, weswegen die Abonnenten der US-Reportagezeitschrift alte Hefte oft jahrelang aufheben oder sie für gutes Geld Sammlern überlassen. Seit 2006 lobt das Magazin einen Foto-Wettbewerb aus, mit dem Fotografen auf der ganzen Welt angesprochen werden sollen. Was auch gelingt: Beim National Geographic Photo Contest 2012 gab es 22.000 Einreichungen aus 150 Ländern. Nachdem sich die Jury, der neben der Dokumentarfotografin Debbie Fleming Caffery die beiden deutschen Fotografen Christian Ziegler und Gerd Ludwig angehörten, durch diesen riesigen Bilder-Pool gekämpft hatten, wurden nun die Sieger bekannt gegeben. Der Hauptpreis ging dabei nach Thailand an Ashley Vincent für das Foto einer Tigerin, die sich nach der Wäsche das Wasser abschüttelt. Eine beeindruckende Aufnahme, die in der US-Blogosphäre neben Lob allerdings auch Kritik erntete. Der Grund: Die abgebildete Tigerdame "Busaba" lebt in einem thailändischen Zoo in Gefangenschaft, wurde aber in der Kategorie "Natur" prämiert. Rasch zogen die Blogger Parallelen zu einem Skandal aus dem Jahr 2009. Damals hatte sich bei der Auszeichnung des Veolia Wildlife Photographer of the Year herausgestellt, dass die imposante Nahaufnahme eines wilden Wolfes allem Anschein nach gestellt war. Fotograf Jose Luis Rodriguez hatte offenbar mit einem abgerichteten Tier gearbeitet - er musste die renommierte Auszeichnung zurückgeben. Vergleiche mit Rodriguez muss sich National Geographic-Preisträgerin Vincent sicher nicht gefallen lassen, schließlich verheimlichte sie nie, ein Tier in Gefangenschaft fotografiert zu haben. Doch allein ihr Kommentar zu dem Foto belegt, dass sie damit einen Wettbewerbsvorteil hatte gegenüber Konkurrenten wie Sanjeev Bhor oder Michael Eastman, die mit Fotos von wilden Tieren (folgende zwei Fotografien) beim National Geographic Contest 2012 nur auf die Plätze kamen. Denn "Busaba" konnte Vincent nicht davonlaufen, sodass die Fotografin immer wieder zu ihr zurückkehren konnte, bis sie die beste Aufnahme im Kasten hatte. Warum die Naturfotografie eines gefangenen Tieres für den Hauptpreis in Frage kam, wollte National Geographic nicht kommentieren: "Wir äußern uns dazu im Augenblick nicht", sagte eine Sprecherin zu Süddeutsche.de. Für Vincent selbst ist die Unterscheidung zwischen Tieren in der freien Wildbahn oder im Zoo irrelevant. Sehen Sie in der Folge die weiteren prämierten Fotos, jeweils mit den Anmerkungen des Fotografen. Hauptpreis: "Die Explosion" Ashley Vincent: "Bei der Dargestellten handelt es sich um "Busaba", eine gepflegte Tigerdame aus Indochina, die heute im Khao Kheow-Zoo in Thailand lebt. Ich hatte zuvor bereits viele Porträt-Aufnahmen von "Busaba" gemacht und es wurde zunehmend schwierig, Bilder von ihr zu schießen, die sich von den zuvor gemachten Aufnahmen unterschieden. Ich begann deswegen, sie während meiner Besuche genauer zu beobachten - in der Hoffnung, sie bei einer typischen Aktion zu erwischen. Die Gelegenheit ergab sich schließlich, als ich "Busaba" dabei beobachtete, wie sie es in ihrem Privatpool gutgehen ließ und sich anschließend trocken schüttelte. In aller Bescheidenheit muss ich sagen, dass mir Mutter Natur an dem Tag wohlgesonnen war!" Ort: Offener Zoo Khao Kheow, Chonburi, Thailand Kategorie: Natur Text: Paul Katzenberger und die jeweilligen Fotografen

National Geographic Photo Contest 2012

Publikumspreis: "Zärtlicher Moment"

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(Foto: Sanjeev Bhor | National Geographic Photo Contest 2012)

Sanjeev Bhor: "Jeder Tag im Masai Mara Nationalpark beginnt mit etwas Neuem und endet mit einprägsamen Erlebnissen und spektakulären Fotos. Ich hatte sehr viel Glück das Gepardenweibchen 'Malaika' und ihr Junges zu sichten. Sie ist bekannt dafür, auf Fahrzeuge zu springen, was sie von ihrer Mutter 'Kike' lernte und 'Kike' lernte es wiederum von ihrer Mutter 'Amber'. Nun gibt 'Malaika' ihr Wissen an ihr Junges weiter. Solche Lehrstunden sind ein weiterer großer Augenblick für menschliche Beobachter. Diese Aufnahme zeigt einen zärtlichen Moment zwischen 'Malaika' und ihrem Jungen. Ich hatte viel Glück, diesen Moment einfangen zu können." Ort: Masai Mara Nationalpark, Kenia Kategorie: Natur

National Geographic Photo Contest 2012

Lobende Erwähnung: "Fuchs fängt unter dem Schnee eine Maus"

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(Foto: Micheal Eastman | National Geographic Photo Contest 2012)

Michael Eastman: "Mit seinen feinen Ohren hat ein Rotfuchs eine Maus gewittert, die sich einen halben Meter unter verharschtem Schnee verbirgt. Nach einem hohen Sprung durch die Luft durchbricht er die Kruste des Frühlingsschnees mit seiner Nase. Sein Körper ist vollkommen senkrecht, als er nach der Maus fasst." Ort: Squaw Creek, Park Country, Wyoming, USA Kategorie: Natur

National Geographic Photo Contest 2012

Lobende Erwähnung: "Ursus arctos horribilis" (Grizzlybär)

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(Foto: Jason Ching | National Geographic Photo Contest 2012)

Jason Ching: "Dieses Foto eines wilden Grizzlybärs in Alaska, der auf einem Wildwechsel gräbt, habe ich mit einer selbst gebauten Auslöseautomatik aufgenommen, die ich auf meine Spiegelreflexkamera montiert hatte." Ort: Bear Creek, Lake Aleknagik, Alaska Kategorie: Natur

National Geographic Photo Contest 2012

Lobende Erwähnung: "Östlich von Island"

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(Foto: Eric Guth | National Geographic Photo Contest 2012)

Eric Guth: "Gletschereis wird an die isländischen Ostküste geschwemmt, nachdem es vom Gletscher 'Breiï amerkurj kull' abgebrochen ist. Beim abnehmenden Licht des Sommers wurde diese Aufnahme vier Minuten lang belichtet, während der Fotograf das angelandete Stück Eis von hinten für zwei von den insgesamt vier Minuten belichtete." Ort: Östlich der Jökulsárlón-Lagune. Isländische Ostküste. Kategorie: Natur

National Geographic Photo Contest 2012

Lobende Erwähnung: "Gefangen"

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(Foto: Wendell Phillips/National Geographic Photo Contest 2012)

Wendell Phillips: "Bei der Reha-Klinik 'Yayasan Galuh' handelt es sich um heruntergekommenes Krankenhaus für psychisch Kranke in Bekasi, Indonesien, in dem 250 Patienten untergebracht sind. Die meisten stammen aus Familien, die sich mit ihnen nicht mehr auseinandersetzen wollen oder können. Einige der Patienten wurden hier von der Polizei abgeliefert, nachdem sie von der Straße aufgelesen wurden. Ärztliche Behandlungen beschränken sich auf Hautkrankheiten. Es werden keine Diagnosen gestellt, keine Psychotherapien angeboten und auch Psychopharmaka stehen nicht zur Verfügung. Mehr als ein Drittel der Patienten wird mit Ketten fixiert. Alle Kranken, die als gewalttätig, unkontrollierbar und gefährlich gelten, werden diesen Maßnahmen unterzogen." Ort: Bekasi, Indonesien Kategorie: Leute

National Geographic Photo Contest 2012

Publikumspreis: "Stelzenfischen"

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(Foto: Ulrich Lambert | National Geographic Photo Contest 2012)

Ulrich Lambert: "Das Stelzenfischen ist eine Form der Fischerei, die es nur in Sri Lanka gibt. Die Fischer sitzen auf einem Querbalken, der sogenannten Petta, die an einer vertikalen Stelze befestigt ist, die im Korallenriff verankert wurde. Die lang belichtete Aufnahme zeigt, wie unsicher die Männer stehen." Ort der Aufnahme: Midigama, Sri Lanka Kategorie: Leute

National Geographic Photo Contest 2012

Lobende Erwähnung: "Traditionelles chinesisches Drachenboot-Rennen"

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(Foto: 关嘉城 | National Geographic Photo Con)

关 嘉城: "Drachenboot-Rennen sind in China ein uraltes Unterhaltungsvernügen. Mit der Sportart wird Qu Yuan gedacht, einem patriotischen Dichter des antiken China. Üblicherweise finden Drachenboot-Rennen auf Festen statt, deren Ursprung 2000 Jahre zurückverfolgt werden kann." Ort der Aufnahme: Yanbu Town, Foshan City, Provinz Guangdong, Volksrepublik China. Kategorie: Leute

National Geographic Photo Contest 2012

Publikumspreis: "Amundsen-Expedition"

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(Foto: Kai-Otto Melau | National Geographic Photo Contest 2012)

Kai-Otto Melau: "Wer sich mit dem weltberühmten Polarforscher Roald Amundsen messen will, hat dazu immer noch Gelegenheit - bei einem Rennen auf der norwegischen Hochebene 'Hardangervidda'. Genau dieselbe 100 Kilometer lange Route über das Plateaufjell, die Amundsen nahm, um sich auf seine Südpol-Expedition 1911 vorzubereiten, wird heute immer noch von Abenteurern begangen. Amundsen schaffte es damals nicht, die Hochebene zu durchqueren und musste wegen schlechten Wetters umdrehen. Er soll angeblich gesagt haben, dass die Bezwingung der 'Hardangervidda' ebenso gefährlich und entbehrungsreich sei wie die Bezwingung des Südpols. Die Gruppe auf dem Bild bereitete sich mit dem Rennen auf die Durchquerung Grönlands vor." Ort: Hardangervidda, Norwegen Kategorie: Leute

National Geographic Photo Contest 2012

Lobende Erwähnung: "Unheimlicher Eiffelturm"

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(Foto: Indra Swari Wonowidjojo/National Geographic Photo Contest)

Swari Wonowidjojo: "Der düstere Wintertag kam mir zupass, um dieses unheimliche Gefühl zu erzeugen, das hier vom berühmten Eiffel-Turm ausgeht." Ort: Paris, Frankreich Kategorie: Orte

National Geographic Photo Contest 2012

Publikumspreis: "Eisberg-Jäger"

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(Foto: Adam Coish | National Geographic Photo Contest 2012)

Adam Coish: "Das Schlagen von Eis aus einem Eisberg ist eine übliche Methode der Inuit, um bei Landgängen an frisches Drinkwasser zu gelangen. Während eines Wochenend-Jagdausflugs stießen wir auf diesen majestätischen Eisberg, der an Ort und Stelle gefroren war. Es war die perfekte Gelegenheit, um genügend Trinkwasser und Eis für den Rest des Ausflugs zu schnappen." Ort: Pond Inlet, Nunavut, Kanada Kategorie: Orte

National Geographic Photo Contest 2012

Erster Preis in der Kategorie "Orte": "Das Matterhorn: Nachtwolken, Nummer zwei"

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(Foto: Nenad Saljic | National Geographic Photo Contest 2012)

Nenad Saljic: "Das Matterhorn, 4478 Meter, bei Vollmond." Die Aufnahme ist Teil einer Serie von Fotografien des Matterhorns, die der kroatische Fotograf 2009 begonnen hat. Ort: Zermatt, Schweiz Kategorie: Orte

National Geographic Photo Contest 2012

Erster Preis in der Kategorie "Menschen": "Unter den Lumpensammlern"

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(Foto: Micah Albert | National Geographic Photo Contest 2012)

Micah Albert: "Die städtische Müllkippe 'Dandora' ist der einzige Abladeplatz für Müll in Kenias Hauptstadt Nairobi, der bevölkerungsreichsten Stadt Ostafrikas. Gerade einmal acht Kilometer vom Geschäftszentrum der Stadt entfernt, ergießt sich die 12 Hektar große Kippe buchstäblich in die Haushalte von einer Million Menschen, die in den umliegenden Slums wohnen. Die Statistiken weisen in diesen Gebieten hohe Raten von Atemwegs- und Hauterkrankungen, von Blutwerten mit einem hohen Anteil toxischer Stoffe und von tödlichen Krankheiten bei Kindern aus, die in direktem Zusammenhang mit dem Müll stehen. Die Zahlen erzählen die Geschichte von Gemeinden, deren wirtschaftliche Existenz immer mehr vom Müll abhängt. Dazu gehören Straßenkinder, die vom Verkauf von Nahrungsmitteln und anderen Gütern leben, die sie an Tagelöhner verkaufen, die den Müll sortieren und recyclen. Die Führung des Landes hat dabei lange Umweltschutzgesetze Gesundheitsstudien der Vereinten Nationen und der Forderung der Schließung Dandoras durch Menschenrechtsgruppen ignoriert." Auf dem Bild: "Am Ende des Tages dürfen die Frauen auf die Müllhalde, um nach verwertbaren Materialien zu suchen." Ort: Dandora, Kenia Kategorie: Orte

National Geographic Photo Contest 2012

Lobende Erwähnung: "Beutezug, ganz nah und persönlich"

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(Foto: Fransisca Harlijanto | National Geographic Photo Contest 2012)

Fransisca Harlijanto: "Ich war von Tausenden Fischen umgeben, die sich wegen des Raubtieres völlig synchron bewegten. Es war eine wunderbare Erfahrung." Ort: Komodo, Indonesien Kategorie:Orte

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(Foto: National Geographic)

Die deutsche Version der Zeitschrift National Geographic feiert in ihrer Januar-Ausgabe das 125-jährige Bestehen der National Geographic Society, die am 27. Januar 1888 in Washington mit dem Ziel gegründet wurde, um das Verständnis für die Geografie in der Öffentlichkeit zu fördern. In der Februar-Ausgabe (Erscheinungstermin: 25. Januar 2013) wird das deutsche Pendant des amerikanischen Fotowettbewerbs National Geographic Photo Contest ausgelobt.

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