Nachruf:Sinnlicher Erzähler

Der Regisseur und langjährige Intendant Eike Gramss hat mehr als 200 Inszenierungen auf die Bühne gebracht, darunter viele Opern. Jetzt ist Gramss gestorben.

Von Christine Dössel

Eike Gramss war ein Vielinszenierer - und er liebte die Oper. Mehr als 200 Inszenierungen hat er herausgebracht, darunter zahlreiche im Musiktheater. Die letzte war 2014 Mozarts "Don Giovanni" am Salzburger Mozarteum, dort, wo der rundliche Mann mit dem freundlichen Kahlkopf bis 2013 Professor für Musikdramatische Darstellung war.

Mit "Don Giovanni" gab Gramss 1991 auch seinen Einstand als Intendant am Stadttheater Bern. 16 Jahre lang, bis 2007, leitete er das Schweizer Haus. Laut Urteil der Neuen Zürcher Zeitung tat er dies, "ohne ihm besonders Profil verliehen zu haben", Gramss habe sein Publikum "nur selten aus den süßen Operetten-Träumen gerissen". Er selbst sagte in einem Interview: "Ich bemühte mich, nicht überintellektuelles Theater zu machen. Es geht mir um ein narratives Theater, das auch Humor und Sinnlichkeit zulässt." Beim Publikum kamen seine soliden, der Werktreue verpflichteten Opernarbeiten meist gut an - ob in Bern oder in Düsseldorf, Berlin, Dresden, Leipzig, London. Seine kernig-komische "Falstaff"-Inszenierung von 2001 an der Bayerischen Staatsoper wurde erst im Februar wieder gespielt.

Geboren am 2. Januar 1942 bei Bremen, wurde Gramss in Hamburg zum Schauspieler ausgebildet, wandte sich aber bald der Regie zu, wurde Oberspielleiter in Heidelberg, Augsburg und Darmstadt. Bevor er nach Bern wechselte, war er von 1985 bis 1991 Generalintendant der Bühnen Krefeld/Mönchengladbach. Am Montag ist er in Salzburg im Alter von 73 Jahren gestorben.

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