Nachruf:Markant zerknittert

Hilmar Thate ist im Alter von 85 Jahren gestorben. Er konnte als Schauspieler beides: den großen, nuancierten Theaterauftritt und die glamouröse Filmrolle.

Hilmar Thate war ein Schauspieler, der beides konnte: den kraftvollen, nuancierten, gedankenreichen Theaterauftritt und die glamouröse Filmrolle - von Shakespeares abgründigem "Richard III." am Deutschen Theater, damals noch in Ostberlin, bis zu Dieter Wedels nicht ganz so abgründigem, aber einschaltquotenstarkem "König von Sankt Pauli" in der ARD.

In der ersten Hälfte seines Schauspielerlebens war er ein viel beschäftigter Star des DDR-Theaters und Defa-Films. Nach ihrem Protest gegen die Ausbürgerung Wolf Biermanns 1976 und der Übersiedlung nach Westberlin 1980 konnten er und seine Frau Angelica Domröse ihre Theater- und Filmkarriere im Westen nahtlos fortsetzen - ein gesamtdeutscher Schauspielkünstler wie neben ihm nur seine Generationsgefährten Manfred Krug und Armin Müller-Stahl. Im Westberlin der Achtzigerjahre zählte Hilmar Thate zum Ensemble des Schiller-Theaters.

Seine Regisseure waren die besten: George Tabori und Peter Zadek ("Jeder stirbt für sich allein") auf der Bühne, Rainer Werner Fassbinder ("Die Sehnsucht der Veronika Voss") und der Dichter Thomas Brasch ("Engel aus Eisen") im Kino. Sein markant zerknittertes Gesicht, sein direktes, gerne leicht verschattetes, nachdenkliches Spiel vergaß man nicht. Wie erst an diesem Wochenende bekannt wurde, ist Hilmar Thate am vergangenen Mittwoch im Alter von 85 Jahren in Berlin gestorben.

© SZ vom 19.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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