Nachruf:Germanist Siegfried Grosse gestorben

Nachruf: Der Germanist Siegfried Grosse ist im Alter von 91 Jahren in Bochum gestorben.

Der Germanist Siegfried Grosse ist im Alter von 91 Jahren in Bochum gestorben.

(Foto: Ruhr-Universität Bochum)

Als Gründungsprofessor der Ruhr-Universität in Bochum half er, aus einer Industrie- eine Kulturlandschaft zu machen. Nun ist der Gemanist Siegfried Grosse im Alter von 91 Jahren gestorben.

Von Johan Schloemann

In Beton und Neonlicht den Schönheiten zum Beispiel der deutschen Sprache und Literatur nachgehen - das ist der Charme der Universitäts-Neubauten der Nachkriegszeit. Der Germanist Siegfried Grosse, gebürtig aus dem sächsischen Grimma, war Mitte der Sechzigerjahre einer der Gründungsprofessoren der Ruhr-Universität in Bochum. Er blieb da und half so über die Jahrzehnte mit, als Gelehrter und als beliebter Lehrer aus der Industrielandschaft Ruhrgebiet eine Kulturlandschaft zu machen.

Grosse untersuchte die Sprachgeschichte von der Grammatik des Mittelhochdeutschen bis hin zum lokalen Arbeiterdialekt. Er war Mitbegründer des Instituts für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim und von 1987 bis 1993 dessen Präsident. Von der unschönen Trennung von Linguistik und Literaturwissenschaft war bei ihm nichts zu spüren: Als Mediävist schuf Grosse neben vielen Fachstudien die Prosa-Übersetzung für die zweisprachige Reclam-Ausgabe des Nibelungenliedes, ein Referenzwerk für alle Germanistikstudenten und Wagner-Fans. Grosse, Vater übrigens der bekannten zeitgenössischen Künstlerin Katharina Grosse, interessierte sich aber auch für die Gegenwartsliteratur und leitete lange die Literarische Gesellschaft in Bochum. Ebendort ist Siegfried Grosse am 17. Januar im Alter von 91 Jahren gestorben.

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