Nachruf :Die alte Religion

April 25 2012 London London United Kingdom Film director Robin Hardy at the premiere of the W; Robin Hardy

Liebt schöne Songs, schöne Landschaften: Robin Hardy.

(Foto: imago/ZUMA Press)

Robin Hardy ist tot, der Schöpfer des "Wicker Man" - ein Film über heidnische Opferrituale in Schottland wurde zum Kult unter Horrorfans.

Von Fritz Göttler

Es ist ein ganz großes Paar der Kinogeschichte, Christopher Lee mit ausgebreiteten Armen, gelber Rollkragenpulli unterm braunen Jackett, die Haare spreizen sich zum Strahlenkranz, und hinter ihm diese große starre, dämonische Gestalt, aus Weiden geflochten: Lord Summerisle und sein Wicker Man.

"The Wicker Man", 1973, hat Robin Hardy legendär gemacht, der am Freitag starb ist im Alter von 86 Jahren. Ein Film, geschaffen in lässigen Teamarbeit mit dem Autor Anthony Shaffer und Christopher Lee, alle drei waren heftig beeindruckt von der britischen Hammer-Horror-Tradition, aber ebenso heftig entschlossen, etwas ganz anderes selber zu machen. Ein puritanischer Polizist (Edward Woodward) kommt auf die Insel des Lords, auf der Suche nach einem Mädchen - und endet eingeschlossen im Wicker Man, mit ihm vereint zu einem archaischen Opferfeuer. Es ist dies eine bodenständige britische Provinz, die heute in der Brexit-Ära verloren scheint. Die alte Religion, heidnische Frühlingsfeste, Tiermaskenspiel, Sex- und Lusttänze. Eine Stimmung von ausgelassenem Pop, all jene springlebendigen Rituale, für die das Kino gemacht zu sein scheint.

Der "Wicker Man" hatte es damals nicht leicht, überhaupt in die Kinos zu kommen. Die produzierende British Lion wurde während des Drehs von EMI gekauft, die den Film nicht mochte und zusammenschneiden ließ, ihn nur in einem Doppelprogramm mit Nicolas Roegs "Don't Look Now/Als die Gondeln Trauer trugen" herausbrachten. Rod Stewart, damals mit Britt Eklund liiert, wollte, lauteten die Gerüchte, den Film kaufen, um Sexszenen mit ihr zu vernichten. 1977 machte die großartige amerikanische Zeitschrift Cinefantastique ein Sonderheft zum Film, und damit war er Kult.

Robin Hardy, geboren 1929, dessen voller Name Robin St Clair Rimington Hardy so fantastisch klingt wie der von Boris Johnson, studierte Kunst in Paris, drehte Hunderte von Werbeclips, schrieb Romane und das Musical "Winnie", über Winston Churchill, betätigte sich in Amerika als Fachmann für historische Themenparks, drehte ein paar weitere Filme - "Forbidden Sun", heißer Stierkult auf Kreta! - verfilmte seinen Roman "Cowboys for Christ", (als "The Wicker Tree" ), und arbeitete an einem dritten Wicker-Film, "The Wrath of the Gods". Den "Cititzen Kane" des Horrors nannte Cinefantastique den "Wicker Man", was Robin Hardy nicht so gut gefiel. Er sah ihn eher als ein Musical. Nun, beides ist richtig, und das macht wohl die Größe dieses kleinen Films aus.

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