Nachruf:Der britische Komponist Peter Maxwell Davies starb an Leukämie

Nachruf: Einer der renommiertesten und meistgespielten britischen Komponisten: Peter Maxwell Davies vertrat eine eher gemäßigte Avantgarde.

Einer der renommiertesten und meistgespielten britischen Komponisten: Peter Maxwell Davies vertrat eine eher gemäßigte Avantgarde.

(Foto: University of Salford Press Office)

Einer der renommiertesten und meistgespielten britischen Komponisten, Sir Peter Maxwell Davies, starb am Montag auf den Orkaden. Davies vertrat eine eher gemäßigte Avantgarde.

Von Helmut Mauró

Gerade für Großbritannien war er wichtig, dieser leidenschaftliche Klangredner. Peter Maxwell Davies ist nach Benjamin Britten einer der wenigen großen Komponisten des Landes, die international höchste Anerkennung erhielten. Man hat ihn oft in eine Reihe mit György Ligeti, Witold Lutosławski, Luciano Berio and Iannis Xenakis gestellt, weil er einerseits eine strenge Avantgarde verkörperte, andererseits den klassischen Hörgewohnheiten nicht völlig entgegensteuerte. Man kann seine Musik durchaus genießen, so wie man sich in ihr auch gerne überraschen lässt, in seinen Opern, Symphonien, Ballettmusiken, Solokonzerten, Filmmusiken, seiner Chor- und Kammermusik - Sir Peter war ein fleißiger Mensch.

Angefangen hat er am Royal Manchester College of Music, wo er Teil der sogenannten Manchester Schule wurde, zu der auch Harrison Birtwistle, John Ogdon, Elgar Howarth, Richard Hall and Alexander Goehr gehören. In dieser Zeit und besonders in den Sechzigerjahren, nach Studien bei Goffredo Petrassi in Rom - wo sein erstes Orchesterwerk "Prolation" entstand - und in Princeton bei Roger Sessions, Milton Babbitt und Earl Kim formte er seinen eigenen gemäßigt avantgardistischen Stil, in dem er bei aller Strenge der Konstruktion durchaus auf Eingängigkeit und Orchestereffekte setzte. Seine Zeit am Elder Conservatorium im australischen Adelaide hat ihn dabei möglicherweise mitgeprägt.

Während seine frühen Stücke noch vom Ernst und der Begeisterung für strenge serielle Techniken geprägt sind, öffnete sich Davis von den späten Sechzigerjahren an mehr und mehr experimentellen Techniken, interessierte sich gleichzeitig für mittelalterliche Kompositionswissenschaft. Es entstanden "Revelation and Fall", "Vesalii Icones", "Eight Songs for a Mad King" und die Oper "Taverner" über den Renaissance-Komponisten John Taverner. Die Oper blieb bis zum Schluss seine vorrangige Leidenschaft. "The Martyrdom of St Magnus", "The Lighthouse" und "Cinderella" sind internationale Erfolge. Auch politische Anliegen hat er darin verarbeitet, wie in "The Yellow Cake Revue" über den Uranabbau. Und schließlich konnte er im Musiktheater auch seine musikpädagogischen Anliegen praktisch umsetzen.

Ein Ergebnis: die Kinderoper "The Hogboon", die er im Oktober 2015 seinem Verleger übergab. Tags zuvor hatte er die Hiobsbotschaft erhalten, seine bereits überwunden geglaubte Leukämie sei zurückgekehrt. Am Montag starb Sir Peter Maxwell Davies im Alter von 81 Jahren auf den Orkney-Inseln. Seit 1971 lebte er auf diesem friedlichen Archipel nördlich der schottischen Highlands, umtost von wilder See. Man kann es aus seinen Symphonien heraushören: Inmitten rauer Meeresmusik liegt dort immer eine imaginäre friedvolle Mitte.

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