Sie wurde 1932 geboren, im selben Jahr, in dem ihr Vater Olympiasieger im Gewichtheben wurde. Ihre Mutter trat an Münchner Theatern auf. Christa Berndl selber spielte auch bald. Schon mit 15 war sie das Gretchen in Goethes "Urfaust".
Als sie schon bekannt war und an großen Häusern spielte, in Hamburg, an den Münchner Kammerspielen, am Bayerischen Staatsschauspiel, in Düsseldorf oder Köln, konnte man immer sicher sein, dass die Berndl nichts anbrennen lassen wird, eine geborene Münchnerin, privat immer ungezwungen und von schöner Freundlichkeit. Nie spielte sie die Diva, lieber kokettierte sie mit Bedenken: "Jetzt wird man sagen, die spielt schon wieder Operette!" Bei ihr war auf schönste Weise das Theaterspielen nicht immer so eine anstrengend schwerwiegende Angelegenheit. Mit hellen Augen schaute sie ins Dunkle, ihre Bodenständigkeit verlieh ihr Flügel und selbst das Deftige hatte seine sanften Seiten.
Unvergessen bleibt ihre Winnie in Becketts "Glückliche Tage", die sie unter Luc Bondys Regie in Köln zeigte. Wie sie urkomisch und so glückstraurig auf dem Beckettschen Sandhaufen herumhantierte, der sie eigentlich verschlingen sollte und das Stück mühelos aus seiner Endspiel-Verklemmung befreite - das war eine mutige Tat.
"Ich bin von Natur aus kein mutiger Mensch. Aber mutig zu sein ist für mich das höchste Glücksgefühl", gestand sie in einem Interview. Und so spielte sie dann auch so zertretene Figuren wie Fotzi in Werner Schwabs "Übergewicht, unwichtig: Unform" oder Elfriede Jelineks Klageweiber. Und schon 1976 gab sie mutig die Emilia in Peter Zadeks spektakulärer "Othello"-Inszenierung am Hamburger Schauspielhaus. Nie hat diese große Künstlerin das Leben ans Theater verraten. Am Donnerstag ist Christa Berndl in München gestorben. Sie wurde 85 Jahre alt.