Nachruf:Charakterdarsteller Martin Lüttge ist tot

KOERBERS AKTEMIT MARTIN LÜTTGE

Martin Lüttge war der "Tatort"-Kommissar Bernd Flemming. Von 2007 bis 2013 spielte er in der ZDF-Serie "Forsthaus Falkenau". Am liebsten aber machte er Theater.

(Foto: dpa)

Engagements an den Münchner Kammerspielen und ein wildes Kommunenleben in Schwabing: Trotz aller Erlebnisse und Erfolge zog es den Schauspieler Martin Lüttge immer wieder zurück aufs Land, wo er einen Theaterhof betrieb.

Von Christine Dössel

Im Grunde seines Herzens war er immer ein Bauer. Schon vom Typus her: ein bodenständiger Mensch, sehr natur- und erdverbunden. Geboren am 7. Juli 1943 als Sohn eines Gartenarchitekten in Hamburg und aufgewachsen im Holsteiner Auenland, ging der Waldorf-Schüler Martin Lüttge Ende der Fünfziger nach England, um Landwirt zu werden. In Devon machte er eine Ausbildung auf einem Kälbermasthof und entdeckte nebenbei die Schauspielerei. Zurück in Deutschland, machte Lüttge eine Ausbildung an der Schauspielschule Zerboni in Gauting und an der Neuen Münchner Schauspielschule. Von 1966 bis 1970 spielte er an den Münchner Kammerspielen - und lebte mit seiner damaligen Frau Gila von Weitershausen ein wildes Schwabinger Kommunen-Leben. Es folgte ein Engagement am Schauspielhaus Düsseldorf und ab 1974 in Stuttgart bei Claus Peymann, in dessen Regie er 1977 die Titelrolle in Goethes "Faust" spielte.

Obwohl Lüttge auch im Fernsehen in vielen Charakterrollen und komischen Parts glänzte, kam er doch wieder auf die Landwirtschaft zurück. Schon 1978 gründete er mit Freunden auf einem alten Bauernhof in Mehring bei Burghausen ein eigenes Zelttheater, das seit 1980 als Theaterhof Priessenthal bekannt ist. Hier realisierte Lüttge seinen Traum, modernes politisches Volkstheater zu machen. Der Hof wurde Produktionsstätte für freies Theater und ein Kreativzentrum für Künstler, aber Lüttge betrieb hier auch Landwirtschaft. Selbst sein Kommissar Bernd Flemming, den er von 1992 bis 1997 im Düsseldorfer "Tatort" spielte - als Nachfolger des rabiaten Schimanski -, wohnte auf einem Bauernhof. Dieser Flemming war ein Eigenbrötler. Aber ein sympathischer, von hoher sozialer Intelligenz. Trotz des großen Erfolgs verabschiedete sich Lüttge nach nur 15 Folgen. Er wollte mehr Zeit für sein Theater haben. Wie seine Agentur bestätigte, ist Martin Lüttge am Mittwoch letzter Woche nach längerer Krankheit im schleswig-holsteinischen Plön gestorben. Er wurde 73 Jahre alt.

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