Nachruf:Am Rand des Unterschalls

Chris Squire

1968 gründete Chris Squire die Band Yes. Der Bassist ist der einzige Musiker, der in der 47-jährigen Bandgeschichte auf allen Studioalben mitspielte.

(Foto: dpa)

Chris Squire, Bassist der Band Yes, galt als einer der wichtigsten Bassisten der Rockgeschichte. Er war der Einzige, der auf jedem der 21 Studioalben mitspielte. Nun ist der Londoner im Alter von 67 Jahren gestorben.

Von andrian kreye

Man muss genau hinhören, aber dann versteht man, warum der am Samstag verstorbene Mitbegründer der Gruppe Yes, Chris Squire, als einer der wichtigsten Bassisten der Rockgeschichte galt. In dem Stück "Starship Trooper" zum Beispiel drückt er die Band mit aggressiver Beharrlichkeit durch die sprunghaften Harmonie- und Rhythmuswechsel, für die Yes früher geliebt wurden und heute berüchtigt sind. Er tat das, indem er den Ton seiner Bassgitarre entweder so mittig knarzend einstellte, dass seine Bassläufe mit Gitarre und Keyboards in Konkurrenz treten konnten. Oder er pegelte sie an den Rand des Unterschalls, so dass er im Wabern seiner Kollegen wie ein Kiel wirkte.

Als sich Yes 1968 zusammenfanden, gehörte sie zu jenen Bands, die sich nicht mehr mit dem Amerikaimport des Blues-Schema zufrieden gaben, sondern in den europäischen Traditionen nach eigenen Wurzeln suchten. Da landeten sie dann bei Klassik, Lyrik und Folklore. Progressive Rock nannte man diese Mischung aus handwerklicher Virtuosität und überzogenen musikalischen Ansprüchen, die damals so faszinierte, und dann bald schon aus der Zeit fiel. Yes standen dabei immer im Windschatten von Pink Floyd und Genesis. Zwar versuchten auch sie in den Achtzigern, sich in radiotauglichen Poprock zu retten. Das gelang der Konkurrenz allerdings besser. Deswegen sind Yes seit vielen Jahren wieder mit ihren hochkomplexen Konzeptmusiken für Fans von damals unterwegs.

In der 47-jährigen Bandgeschichte war Chris Squire der einzige Musiker, der auf jedem der 21 Studioalben mitspielte. Nun ist er an den Folgen einer Leukämie-Erkrankung gestorben. Das Konzert, das Yes am 7. August gemeinsam mit Toto im Foxwood Casino in Connecticut spielen, wird das erste ohne ihn sein. Er wurde 67 Jahre alt.

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