Nachrichten aus dem Netz (61):Weltweites Wagner-Web

Pünktlich zu den Generalproben der Festspiele rüstet Bayreuth auch online auf: Per Podcast und Video Guide kann der Nutzer in Richard Wagners Mythenwelt abtauchen.

Natürlich muss Richard Wagner da hinein, in die digitalen Schluchten des Internet. Kinder, schafft Neues! hieß eine seiner Devisen, und pünktlich zu den Generalproben der am Freitag beginnenden Festspiele lässt der Web-Auftritt erkennen, dass ein neuer Tag auf der Homepage des Grünen Hügels heraufdämmert.

Nachrichten aus dem Netz (61): Richard Wagner für jedermann: "Die Meistersinger von Nürnberg" sollen per Livestream übertragen werden.

Richard Wagner für jedermann: "Die Meistersinger von Nürnberg" sollen per Livestream übertragen werden.

(Foto: screenshot: Bayreuther Festspiele)

Oder sogar eine neue junge Epoche? Katharina, die jüngste der Urenkelinnen des Meisters, hatte schon vor Monaten die Initiative zur Festival-Verwertung mit der Gründung jener BF Medien GmbH ergriffen, die jetzt auch die Internet-Erscheinung der Wagner-Hochburg auf die Beine stellt - und neben der die kommende "Parsifal-Inszenierung" unter Umständen alt aussehen wird. Unter www.bayreuther-festspiele.de betritt der (virtuelle) Besucher deutsch- oder englischsprachig das Zauberreich des Mythologen Richard Wagner.

Das Notwendige, also Spielplan, Besetzungen, Aufführungstermine, Tickets & Service in allen Ehren, aber da gibt's jetzt Multimedia. Klick, und man befindet sich in einem Video Guide, der den Rundgang durchs Festspielhaus verspricht. Klick, und Filmsequenzen von drei bis fünf Minuten Länge, begleitet von solide aufklärenden Worten, rücken das Haus selbst in die Nähe, klick, und Zuschauerraum, Foyer, Haupt- und Unterbühne sowie Obermaschinerie werden begangen.

Wer weiterklickt, erblickt Christian Thielemann und hört das sichtbar gemachte unsichtbare Orchester im drei Meter tiefen mystischen Graben, beobachtet sachkundig den Chor bei Probe und Aufführung und begutachtet die Kostümabteilungen. Prinzip Werkstatt Bayreuth auch hier: Am Web-Auftritt wird weiter gebastelt.

In einem Festspiel Podcast (deutsch: Bewegtbilddatei) sind Video-Informationen zu Produktionen abrufbereit, etwa ein Schnipsel Probengespräch zwischen Meistersinger Beckmesser (Michael Volle) und Hans Sachs (Franz Hawlata) oder ein Mini-Ausflug zu den Theaterplastikern.

Und dann: Live dabei im Backstage-Bereich oder auf der "Meistersinger"-Bühne. Der Sprecher sagt, man könne zwischen dem 27. Juli und dem 2. August im Internet beim Live-Stream auf der Homepage jederzeit "Die Meistersinger von Nürnberg" von Richard und Katharina Wagner abrufen.

Und bei der Siemens Festspielnacht am 27. Juli stünde man von 16 Uhr an tatsächlich auf dem Festplatz in Bayreuth zusammen mit 15.000 wirklichen Menschen, die die Aufführung via Live-Übertragung erleben. Auch die reale Rechtsform und die Finanzierung der Festspiele werden nicht verabsäumt. Im Festspiel-Shop schließlich lässt sich durchs Netz noch allerlei Festspielnippes einkaufen. Wahnspezialist Wagner hätte seine wahre Freude am Worldwide-Web.

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