Nachrichten aus dem Netz (62):Lies mich!

Endlich ist das gute alte Buch an der Reihe. Inzwischen gibt es im Netz zahlreiche Anlaufstellen für unbekannte Schriftsteller.

Lars Weisbrod

Nachdem das Internet bereits den Umgang mit Musik und bewegten Bildern grundlegend verändert hat, ist jetzt das gute alte Buch an der Reihe. Internet-Communities, die aufs Lesen setzen, gibt es schon länger, und Google scannt bekanntlich das Weltwissen der schon geschriebenen Bücher ein. Was bisher fehlte, war die Möglichkeit, auch tatsächlich als Autor und Produzent aktiv zu werden, sich und sein Buch zu vernetzen.

Nachrichten aus dem Netz (62): Das Internet entdeckt die Welt der Bücher.

Das Internet entdeckt die Welt der Bücher.

(Foto: Foto: AP)

So wie MySpace jungen Bands die Gelegenheit gibt, ein größeres Publikum zu finden, will die Seite readbox.net eine Anlaufstelle für unbekannte Schriftsteller sein. Readbox befindet sich noch in der Testphase und soll erst Ende September offiziell starten, ein Zugang ist aber möglich und zeigt, dass das Prinzip dem der Musikseiten sehr ähnlich ist: Autoren stellen ihre Werke in einem speziellen Flash-Format kostenlos ins Netz; wem gefällt, was er liest, kann es direkt als Printausgabe oder eBook kaufen. Auch Verlage sollen bei Readbox mitmachen: Sie können Bücher über die Internetseite vermarkten und neue Autoren entdecken, die ihre Fans gleich mitbringen.

Schon seit Mai online ist BookRix.de, eine Website, die Hobbyschreibern die Möglichkeit gibt, eigene Manuskripte zu veröffentlichen. Sowohl bei BookRix als auch bei readbox ist die Möglichkeit entscheidend, die digitalen Bücher anderswo im Netz, auf Weblogs oder in Community-Profilen, leicht einbinden zu können. Wie YouTube-Videos sollen die Werke sich auch außerhalb der Ursprungsseite verbreiten. BookRix verzichtet allerdings auf das Angebot, die Bücher als Printversion zu erwerben.

Autor, Lektor oder Kritiker spielen

In den USA ist man schon einen Schritt weiter. Die Seite WEbook.com setzt nicht bloß bei der Verbreitung des fertigen Buches auf die vernetzten Internetmassen, sondern schon bei der Produktion. Die Nutzer können gleichzeitig als Autoren, Lektoren und Kritiker auftreten und gemeinsam an einem Buch arbeiten. Am Ende entscheiden sie per Abstimmung, welche Bücher WEbook wirklich veröffentlicht: "Wir hoffen für das Verlagswesen das zu tun, was American Idol für die Musik geleistet hat."

Ob all die MySpace- und YouTube-Analogien wirklich aufgehen, steht natürlich dahin. Dass digitale Bücher ihren späten Durchbruch feiern, scheint fast unwahrscheinlich angesichts der vielen anderen Möglichkeiten für Autoren, ihre Texte im Netz zu veröffentlichen. Seit der Einführung des Book-on-Demand-Verfahrens lohnt es sich allerdings, echte Bücher zu drucken, von denen nur sehr wenige Exemplare verkauft werden.

Das ist die Voraussetzung, jene geringen Mengen vieler unterschiedlicher Nischenprodukte absetzen zu können, die zur Geschäftsgrundlage des Web 2.0 ausgerufen wurden.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: