Nach Austs Entlassung:Verzweifelte Suche

Vor wenigen Tagen wurde die plötzliche Entlassung Stefan Austs als "Spiegel"-Chefredakteur bekannt - ein Nachfolger ist indes noch nicht in Sicht. Deutschlands größtem Nachrichtenmagazin droht eine Führungskrise.

Christopher Keil und Caspar Busse

Unterstützung für Stefan Aust kam von ungewohnter Seite. Focus-Gründer Helmut Markwort sagte Ende vergangener Woche auf der Jahrestagung des Verbandes Deutscher Zeitschriftenverleger (VDZ) zur Spiegel-Personalie, kein Verleger würde einen langjährigen Chefredakteur auf diese Weise rauswerfen.

Nach Austs Entlassung: Verlagsgebäude des "Spiegel" in Hamburg: Deutschlands größtem Nachrichtenmagazin droht eine Führungskrise (Archivbild)

Verlagsgebäude des "Spiegel" in Hamburg: Deutschlands größtem Nachrichtenmagazin droht eine Führungskrise (Archivbild)

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Das zeige nur, dass Mitarbeiter schlimmer als alle anderen sein können, wenn sie gleichzeitig Unternehmer sind, so Markwort.

In der Tat steht die mächtige Mitarbeiter KG, die 50,5 Prozent des Spiegel-Verlags kontrolliert, hinter der plötzlichen Kündigung von Aust zum 31. Dezember 2008, wenn auch die beiden anderen Gesellschaft - die Bertelsmann-Tochter Gruner + Jahr und die Augstein-Erben - die Entscheidung mitgetragen haben. Inzwischen gibt es an diesem Vorgehen Kritik.

Denn einige fürchten nun eine Führungskrise bei Deutschlands größtem Nachrichtenmagazin, manchen warnen bereits vor einem internen "Bürgerkrieg" im Hause Spiegel. Einen Nachfolger für den demontierten Aust, der nun aus dem Urlaub zurückkehrt und möglicherweise seinen Vertrag bis Ende 2008 nicht erfüllen wird, gibt es noch nicht.

An diesem Montag soll es Gespräche geben. Nicht nur die Spiegel-Ressortleiter sind für eine interne Lösung. Die Mitarbeiter KG und Gruner + Jahr müssen in jedem Fall eine schnelle Lösung finden, um größeren Schaden abzuwenden. Aber G + J-Chef Bernd Kundrun weilt noch diese Woche im Urlaub - auf Mauritius.

Das Problem: Auch die Position von Spiegel-Geschäftsführer Mario Frank gilt als geschwächt. Auch er scheiterte an der Mitarbeiter KG mit dem Plan, die Financial Times Deutschland zu übernehmen. "Wenn Mario Frank in seinem fehlgeleiteten Elan gebremst wird, ist das nur gesund", meint ein Insider. Das klingt nicht nach baldigem Frieden.

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