Wie etwa der aus der Karibik stammende Nummern-Lotto-König Caspar Holstein: In den 20er Jahren empfing er Senatoren, Kongressmänner, Musiker und Schriftsteller. Und wurde dank seiner großzügigen Stipendien von Langston Hughes als "Geburtshelfer" der so genannten "New Negro Literature" bezeichnet. Oder der Renaissance-Gangster Bumpy Johnson, der in den 50er Jahren öffentliche Weihnachtsbankette ausrichtete, Shakespeare rezitierte, nationalistische Gedichte schrieb und in Harlem bis heute als "schwarzer Robin Hood" verehrt wird.
Ironischerweise kam ihm dabei das aus der Bürgerrechtsbewegung entsprungene neue Selbstbewusstsein Harlems zu Hilfe: Schon seit der großen Depression Mitte der 30er Jahre hatte der Stadtteil als Amusement-Park für Weiße ausgedient. Die Talfahrt setzte sich nach dem zweiten Weltkrieg fort. Verarmte Afroamerikaner vom Land strömten nach Harlem, wo die Wohn- und Lebensbedingungen schlechter waren als je zuvor - und nur der Heroinhandel blühte. "Es war eine Plage", schreibt Claude Brown in seiner Biographie "Manchild In A Promised Land". "Überall auf der Straße sprach dich jemand an: 'Willst du was kaufen?', 'Lass uns zusammen high werden'. Das geschah so selbstverständlich, wie es in einem anderen Stadtviertel heißen würde: 'Lass uns auf einen Drink gehen!'". Geschätzte 100 000 Junkies lebten in Harlem. Ihr Drogengeld landete in der Hand der italienischen Mafia, die geschätzte 95 Prozent des Heroinimports nach New York kontrollierte.
Szenenbild aus "Hoodlum"/ Foto: TM3