Musikerin Soko über sich selbst:"Ich bin null süß"

Soko ist die neue Vanessa Paradis - in der düsteren Version. Mit dem Song "I'll kill her" wurde sie weltbekannt, in dem sie darüber singt, wie sie die Neue ihres Ex-Freundes töten will. In der SZ spricht sie über sich selbst: Über ihr Leben als Avantgarde-Liebling, Veganismus und den Song, den sie am liebsten vergessen möchte.

Rebecca Casati

Die 25-jährige Sängerin und Schauspielerin Stephanie Sokolinski, genannt "Soko", wurde bekannt, weil seit Jahren im Radio ihr Lied in der ganzen Welt auf und ab läuft. Und wer es einmal gehört hat, vergisst es auch nicht mehr: In "I'll kill her" singt Soko darüber, dass sie die Neue ihres Ex-Freundes töten will. Sie singt mit heiserer Stimme und hinreißendem Akzent, tragisch und lustig zugleich. Man sollte sie nur nicht darauf ansprechen. Demnächst spielt sie in zwei Filmen mit, gerade hat sie das Album "I thought I was an Alien" rausgebracht, nebenbei schreibt sie einen Foodblog namens "Our so called vegan life". Hier skizziert sie, wie es aussieht: ihr Leben als Veganerin, Avantgarde-Liebling und Filmstar von morgen.

Musikerin Soko über sich selbst: Die Sängerin Soko ist mit 25 schon weltbekannt; mit einem Lied über Mordlust, das jeder liebt, der es kennt. Nur sie selber würde es gerne vergessen.

Die Sängerin Soko ist mit 25 schon weltbekannt; mit einem Lied über Mordlust, das jeder liebt, der es kennt. Nur sie selber würde es gerne vergessen.

(Foto: Ilaria Orsini/Warner Music)

Ich bin 25 Jahre alt. In mir fließt polnisches, italienisches und französisches Blut; geboren wurde ich in Bordeaux.

Berühmt wurde ich, nachdem ich für meine Freunde den Song "I'll kill her" auf Facebook stellte, wo ihn jemand aus der Musikbranche entdeckte; von da an verselbständigte er sich.

Musik ist das Wichtigste, vegan zu leben das Selbstverständlichste für mich. Ich weiß nicht mal mehr, wie Fleisch schmeckt. Mit fünf habe ich aufgehört, es zu essen. Damals starb mein Vater, und ich musste immer wieder denken: Ich würde nicht wollen, dass jetzt irgendjemand ein Steak aus seinem Bein isst. Und so beschloss ich, auch niemals ein Stück Bein aus irgendeinem anderen toten Körper zu essen.

Seit zwei Jahren lebe ich in Los Angeles. Ein absolutes Mekka für Veganer. Übrigens ist dieser Lifestyle auch in meinem Job kein Problem: Karotten oder Äpfel gibt es immer und in jedem Land.

Ich betreibe mit einer Freundin den Foodblog "Our so called vegan life". Darin posten wir Rezepte oder Anekdoten.

Ich trage keine neuen Lederschuhe, nur Vintage. Allerdings habe ich mir gerade, schlimm genug, einen Teppich aus Fell gekauft. Aber bevor irgendjemand aufschreit: Das Fell ist den Tieren auf natürliche Art und Weise ausgefallen. Ja, so was gibt es.

Ich habe große Angst. Vor Lügen. Vor Interviews. Vor Konzerten. Und davor, bald zu sterben.

Ich bin mit 16 nach Paris gezogen. Ich war unglücklich zu Hause, wollte mein eigenes Leben leben. Mein Geld hab ich als Statistin verdient. Irgendwann entdeckte mich ein Agent, ich bin zu Castings, und so hat sich Schritt für Schritt meine Schauspielkarriere entwickelt.

Ich war mal für den César nominiert. Bedeutet das, dass ich eine gute Schauspielerin bin? Nein. Das hat damit sogar fast gar nichts zu tun.

Ich bin null süß. Bei der Bezeichnung möchte ich mich direkt übergeben.

Ich habe gerade zwei französische Filme abgedreht, in denen ich meine ersten Hauptrollen spiele. Einer handelt von dem ersten Mädchen, das in Frankreich mit Hysterie diagnostiziert wurde. Der andere spielt in Leipzig; eine Inzest-Story von Cousin zu Cousine. Interessant.

Ich gehe nie aus. Wenn ich nicht drehe, bleibe ich am liebsten allein zu Hause, koche und schreibe oder höre Musik, übrigens ausschließlich traurige, weil ich mich dann weniger allein fühle. Am liebsten von Paul Simon, Leonard Cohen, Roy Harper, Elliott Smith und Kurt Weill. Mein neues Album sollte die ehrlichste, berührendste Platte überhaupt werden. Manche der Lieder habe ich ein Dutzend Mal aufgenommen, bevor sie sich richtig und ehrlich anhörten; man sollte die Narben hören. Die letzten fünf Jahre habe ich damit zugebracht, mir Instrumente beizubringen, damit ich für die Aufnahmen im Studio so viele wie möglich selber spielen kann.

Ich hätte nie gedacht, dass mich ausgerechnet dieses Lied mal in der Welt repräsentieren würde: "I'll kill her" - und das, wo ich noch nicht mal einer Fliege was zuleide tun könnte. Ich bin überhaupt nicht glücklich mit dieser Entwicklung. Dieses Lied bildet nicht mich ab; es war nur eine flüchtige Momentaufnahme, wie eine Serviettenkritzelei. Die dann jemand ins Museum gehängt hat.

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