Musiker Ry Cooder unterstützt Obama:Bester Gitarrist reinen Gewissens

Er ist ein musikalischer Allerkönner, hat Superstars wie Keith Richards geprägt und das Ensemble "Buena Vista Social Club" gegründet. Mit dem Album "Election Special" leistet Ry Cooder nun Wahlkampfhilfe für Barack Obama - gegen die Wall Street, Sarah Palin und Hundeschreck Mitt Romney.

Jens-Christian Rabe

Ry Cooder hat alten sozialkritischen Folk neu eingespielt, vergessene Weltmusiken populär gemacht und das neue, eben erschienene Album "Election Special" ist auch noch offene Wahlkampfhilfe für Barack Obama. Es könnte also gut sein, dass er unter den großen Gitarristen, die die amerikanische Musik hervorgebracht hat, der mit dem reinsten sozialliberalen Gewissen ist - sicher ist er unter den Menschen mit dem reinsten sozialliberalen Gewissen der beste Gitarrist.

Ry Cooder

Ry Cooder bei der Premiere des Doku-Welterfolgs "Buena Vista Social Club" 1999.

(Foto: REUTERS)

Als exzellenter Alleskönner im Studio machte sich der 1947 in Los Angeles geborene Musiker schon Mitte der sechziger Jahre einen Namen. Besonders als virtuoser Slide-Gitarrist sorgte er für Aufsehen. Zuerst mit dem Bluessänger Taj Mahal, später mit Pop-Avantgardisten wie Captain Beefheart, Folkhelden wie Arlo Guthrie und Rock-Superstars wie den Rolling Stones, auf deren Alben "Let It Bleed" (1969) und "Sticky Fingers" (1971) er unüberhörbar ist. Keith Richards erzählt in seiner Autobiographie zwar nicht viel von ihm, aber er vergisst nicht zu erwähnen, dass Cooder der Erste gewesen sei, den er einen "offenen" G-Akkord habe spielen sehen.

Sogenannte offene Stimmungen sind Gitarren-Stimmungen, bei der die leeren Saiten schon einen Akkord ergeben (etwa G-Dur). Ein technisches Detail, aber eines mit Folgen: Der Sound der bekanntesten Rock'n'Roll-Band der Welt ist ohne den minimalistischen Riff-Künstler Richards nicht denkbar - und dessen große Riff-Kunst nicht ohne offene Stimmungen. Als Mensch allerdings ist ihm Ry Cooder keine Zeile wert, was den wiederum vermutlich aber keine Sekunde gestört haben wird.

Es klingt lustiger, als es gemeint ist

Als aktives Mitglied des internationalen Popzirkus kann man sich Cooder tatsächlich kaum vorstellen. Der Mann ist preisgekrönter Musiker, Produzent, Filmkomponist, Songwriter und vor allem: Musikforscher, dem besonders auf frühen Solo-Alben wie "Ry Cooder" (1970), "Boomer's Story" (1972) oder "Chicken Skin Music" (1976) verblüffend frische Fassungen amerikanischer Roots- und Depressions-Musik von Skip James bis Woody Guthrie gelangen.

Man sehe und höre sich für den Anfang auf YouTube nur einmal die hinreißende Live-Version von "One Meat Ball" aus dem Jahr 1977 an. Seinen größten Publikumserfolg hatte er dann Ende der neunziger Jahre, als er unter dem Namen Buena Vista Social Club ein Ensemble mit teilweise sehr betagten kubanischen Musikern gründete und Wim Wenders einen Film darüber drehen ließ.

Auf "Election Special" geht es gegen die Wall Street, Sarah Palin, Tea-Party-Unterstützer und natürlich Mitt Romney. Der "Mutt Romney Blues" ist aus der Perspektive von Romneys Hund erzählt, den der Präsidentschaftkandidat vor Jahren einmal eine mehrstündige Fahrt lang auf seinem Autodach vertäute. Wobei das lustiger klingt, als es gemeint ist. Cooder sieht Amerika in der schwersten Krise seiner Geschichte. Und für Späße seien die Protagonisten der Republikaner einfach zu "insanely dangerous".

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