Manchmal brauchen Musiktraditionen den geografischen und psychologischen Abstand zu ihrem Ursprung, um ganz neue Blüten zu entfalten. Im Falle von Jamaika sind das gut 4670 Meilen. So weit ist Kingston von London entfernt. Nach dem Krieg hatte Großbritannien Hunderttausende Jamaikaner ins Land gelockt, um dem Mangel an Arbeitskräften beizukommen. Die Einwanderer mischten, bei allen Vorbehalten ihnen gegenüber, auch munter die englische Popszene auf. Weiße Arbeiter und Scooter Boys adoptierten den Ska, Punkbands wie The Clash nahmen Rasta-Hymnen auf, und der verlangsamte, sexy nachhinkende Reggae-Beat schlich sich in die englische Version des Rhythm'n' Blues ein. Nun macht sich das karibische Erbe auch bemerkbar, wo man es - dank Klassen- und Bildungsbarrieren - vielleicht am wenigsten vermutet hätte: im Jazz. Das liegt vor allem an einer 31 Jahre alten schwarzen Sängerin, an Zara McFarlane.
Musik:Mit der sanften Stimme einer Kriegerin
Auf ihrem Album "Arise" holt die Jazzsängerin Zara McFarlane ihr jamaikanisch-afrikanisches Erbe in die Brexit-Gegenwart.
Von Jonathan Fischer
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