Musik:George Benson

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Jeder Ton eine angenehme Erinnerung: Bensons Spiel lässt die Konzertbesucher beim Jazzfest Wien immer wieder begeistert aufspringen.

Von Jonathan Horstmann

Jeden großen Entertainer erkennt man an einer typischen Bühnenbewegung. Die von George Benson geht so: Er greift das Mikro mit rechts, schnipst mit der linken Hand vom Körper weg und lässt dazu das Becken kreisen. In den Hits des mittlerweile 74-Jährigen geht es um die ewige, nicht besonders komplizierte Liebe, und seine Moves, gepaart mit einer freundlichen Honigstimme, machen Lust darauf. Seinen Auftritt auf dem diesjährigen Jazzfest Wien eröffnet Benson mit ganz großer Geste. Während er in "Nothing's Gonna Change My Love for You" seinen "Leitstern" auf dem Weg zu "dir" besingt, deutet er erst zur Decke und dann auf die Zuhörer, als wolle er damit sich selbst und auch gleich alle Soulpopkollegen seiner Generation parodieren, von Barry White bis Tom Jones.

Als Instrumentalist gehört Benson freilich in eine ganz eigene Liga. Sein außergewöhnliches Gitarrenspiel lässt die Konzertbesucher in der Wiener Staatsoper immer wieder begeistert aufspringen. So flink zupft Benson seine Ibanez, dass einem mit jedem Ton eine angenehme - vielleicht verklärte - Erinnerung in den Kopf kommt. Hatte man zu den rasanten Arpeggios des Albums "Give Me the Night" einst nicht bei einer stundenlangen Autofahrt aufs Lenkrad getrommelt? Live gespielt, klingen die zerdröselten Akkorde besonders verwegen. Man muss aufstehen und wippen, den Benson-Move mit der Hüfte nachmachen. "I bet you're feeling all right", schmeichelt die Stimme des Meisters. Oh yes, we are.

"Kisses in the Moonlight", "The Greatest Love of All", "On Broadway". Auch wenn Benson und seine Band ihre Songs so routiniert herunterspulen, dass spontane Momente ausbleiben, gibt es einige mitreißende Solos. Im Stück "The Ghetto" schlittert Benson mit seiner Gitarre auf blubbernden Pianoläufen, folgt gehorsam dem Takt, stemmt sich dann ruckartig dagegen. An anderer Stelle führt er vor, wie guter Scat geht, zig-zag-doo, yeah-ah-ah, baloubalee, da müssen alle Instrumente ehrfürchtig verstummen. Nach anderthalb Stunden Programm schüttelt Benson zum Abschied ein paar Hände am Bühnenrand. Als er ein letztes Mal in Richtung Publikum schnipst, wirkt es nicht albern, sondern erstaunlich souverän.

© SZ vom 08.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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