Musik für Kinder:Hype um Mozart

Kinder- und Jugendsachbuch ET: 1602
(Foto: oh)

Die Hör-CD über den großen Komponisten bringt sein Leben ohne die üblichen Klischees.

Von Harald Eggebrecht

Nein, Wolfgang Amadé Mozart war nicht der erste Popstar der Musikgeschichte. Das ist gewiss der falsche Begriff, er erleichtert keineswegs den Zugang zum einmaligen Phänomen W. A. Mozart. Dabei ist das Hörbild, das die CD-Produktion "Wunderkind und Rebell" über den Komponisten entwirft, durchaus informativ und lebendig geraten. Das "Österreicheln" der sehr guten Sprecher ist nicht übertrieben, Mozarts Musik wird nicht verdudelt. Aber: Wieso gibt es zwischendrin beliebige Hörspieluntermalungsmusik von anderer Hand? Sie stört, an solchen Stellen wirkt das Unternehmen sehr konventionell und einglättend.

Es ist der Autorin Ute Welteroth und dem Regisseur Simon Kamphans dennoch gelungen, den fürchterlichen Klischees vom lustigen, zu jedem Schabernack aufgelegten "Donnerblitzbub" oder vom geheimnisvollen Todesbesucher, der am Ende von Mozarts Leben ein Requiem bestellt, einigermaßen zu vermeiden. Auch wird Mozarts Tod nicht mit raunenden Verschwörungstheorien von Vergiftung durch den Komponistenkollegen Salieri mystifiziert, und seine Frau Constanze nicht, wie weit verbreitet, als herzlose Person denunziert, die nicht einmal bei der Bestattung ihres Gatten dabei gewesen sei.

Dafür kommt Vater Leopold etwas zu gut weg, der den europaweiten Hype um den genial begabten Sohn und dessen übrigens auch ungewöhnlich begabte Schwester Nannerl durchaus gewinnbringend entfacht hat. Dass Wolfgang Amadé als das Wunderkind aller Wunderkinder gilt, ist auch Leopolds Vermarktungsaktivitäten zu verdanken.

In zwölf Kapiteln also wird Mozarts Leben und Streben entfaltet. Man erfährt etwas über Abhängigkeit von Feudalherren, vom Wagnis einer freien Künstlerexistenz und von der unglaublichen Inspirationskraft, aus der der nur einen Meter fünfzig große Mozart sein unauslotbares Werk schuf. Die Einlassungen des zeitgenössischen Komponisten Henrik Albrecht verdeutlichen angenehm uneitel, was es mit dem Komponieren als Brotberuf auf sich hat in unserer Zeit. Er spricht über sein Handwerk, die existenzsichernden Aufträge durch etwa Rundfunkanstalten, Opernhäuser und Orchester und über jene entscheidende Wahrheit, die Gustav Mahler unübertrefflich formuliert hat: Alles steht in den Noten, nur das Wesentliche nicht. Das kann man nur bei der lebendigen Aufführung hier und jetzt erleben. (ab 8 Jahre)

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