Musical:Narziss in skinny Jeans

Jesus Christ Superstar, Armin Kahl

Ein gut trainierter Kumpeltyp, der mit seinen Buddies durch Jerusalem stromert: Armin Kahl in der Titelrolle von "Jesus Christ Superstar".

(Foto: Christian POGO Zach)

Josef E. Köpplinger inszeniert "Jesus Christ Superstar" als dynamisches Polit-Drama in der Reithalle

Von Christiane Lutz

Jesus hat es nicht leicht. Er muss die Massen euphorisieren und dabei ständig salbungsvoll gucken. Mit hadernder Anmut sollte er der eigenen Hinrichtung entgegenblicken und dann, als sei das nicht schon schlimm genug, vom Kreuz herab noch halbwegs würdevolle Sätze rausbringen, ohne dass das lächerlich aussieht. Kein Wunder, dass Jesus-Darstellungen in der Kunst jahrhundertelang etwas Gestriegelt-Entrücktes hatten, im Zweifel viel zu heilig als zu weltlich. Ein ordentliches Paket also, das sich Armin Kahl da eingehandelt hat. Denn er muss Jesus spielen in Josef E. Köpplingers Inszenierung von "Jesus Christ Superstar" von Andrew Lloyd Webber und Tim Rice in der Reithalle. Armin Kahls (oder Köpplingers) Jesus ist allerdings alles andere als salbungsvoll, er ist ein Kumpeltyp, der seinen Bros in Streetwear, äh, seinen Jüngern auf die tätowierten Schultern klopft und mit ihnen Burger beim letzten Abendmahl mampft. Stimmlich ist Kahl dieser anspruchsvollen Rolle absolut gewachsen, auch die Zitternummer "Gethsemane" kriegt er tadellos hin. Was er nicht hinkriegt, ist, dass man ihn wenigstens sympathisch findet. Dieser Jesus ist zu sehr damit beschäftigt, sich selbst gut zu finden. Dass er ganz offensichtlich Mitglied in einem Fitnessclub ist und skinny Jeans mit engem Shirt tragen muss (Kostüme: Anja Lichtenegger), die das betonen, ist eher unglücklich. Das mag beabsichtigt sein, führt aber dazu, dass man den Hype, den Jesus auslöst - bei Köpplinger werden "Vote for Jesus" Plakate aufgehängt und mit Smartphones gefilmt- nicht recht nachvollziehen kann.

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