München:Festival lokal

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"Rodeo" vereint im Oktober die Münchner Szene mit Gästen

Am Tag vor der "Politik im freien Theater"-Pressekonferenz redet sich Kulturreferent Hans-Georg Küppers schon ein bisschen warm. Der Mann verfügt über eine herrliche geistige Freiheit, vielleicht nun besonders, da er weiß, dass er in einem Jahr höchstverdient in Rente geht. Er spricht über den NSU-Prozess, darüber dass dieser weiter gehe, zu viele Fragen nicht beantwortet seien. Was war mit den V-Leuten? Was war das Umfeld der drei Attentäter? Er glaube nicht an die Einzeltätertheorie. Nationalistische Reden seien wieder gesellschaftsfähig geworden, immer wieder müsse man den rechtsextremen Gedankensumpf austrocknen.

Der Anlass: Im HochX wird das Programm des "Rodeo"-Festivals (11. bis 14. Oktober) vorgestellt, von Küppers selbst und Sarah Israel. Es ist die fünfte Ausgabe des Festivals, das alle zwei Jahre eine Auswahl zeitgenössischer Münchner Tanz- und Theaterproduktionen der freien Szene zeigt, und die letzte, die Israel kuratiert. Der Wechsel ist Programm; Küppers betont, "Rodeo" habe sich stets gewandelt, weil sich Theaterarbeit nun einmal wandle. "Rodeo" sei Teil des 2015 gegründeten "Netzwerks Regionale Festivals der Freien Darstellenden Künste" (super Titel!), zu welchem Festivals in Berlin, Hamburg, Stuttgart und Dortmund gehören.

Auch Sarah Israel fordert, es gelte, die Freiheit der Kunst zu verteidigen. Und deshalb Vielfalt nach München zu holen, Projekte anzustoßen. Das heißt, neben Wiederaufnahmen sechs ausgewählter, herausragender Arbeiten der Münchner Szene - als ein solches Best-Off wurde "Rodeo" einst gegründet - steht die Präsentation von Zwischenständen internationaler Kooperationen. Das nennt sich "Bloom up" und bringt künstlerisch Berkan Karpat mit dem Inder Raoul Amaar Abbas zusammen, The Agency mit zwei japanischen Künstlern und Anton Kann mit David Oppenheim aus Israel. In zwei echte Gastspiele hat sich Sarah Israel verliebt: das öffentliche Weben von Sandra de Berduccy im Museum für Abgüsse, was vor Beginn des Festivals dieses eröffnet, und den Theaterautomaten des Kollektivs Pragmata. Außerdem öffnen drei Münchner Tanz- und Theatermacher ihre Archive und zeigen, was einst war: Cornelie Müller, Micha Purucker und Christina Ruf sind längst vom Segen der freien Theaterförderung befreit, nun zeigen sie halt, was einst damit möglich gewesen war.

Noch einmal ran darf Oliver Zahn. Beim jüngsten "Spielart"-Festival zeigte er seinen "Versuch über das Turnen"; vielleicht ist "Teil 2" mehr als ein Versuch.

© SZ vom 13.07.2018 / etho - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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