Monty Python drehen neuen Film:Und nun zu etwas völlig anderem

Kein Scherz: Nach jahrzehntelanger Trennung kommen Monty Python wieder für einen Film zusammen. Entstehen soll eine "Science-Fiction-Farce", bei der es um die Rettung der Welt geht, oder so ähnlich. Die Ankündigung sorgt weltweit für Begeisterung.

Bernd Graff

Ich möchte eine Beschwerde vorbringen." Mit dieser harmlos klingenden Ankündigung beginnt einer der absurdesten Sketche der britischen Fernsehgeschichte. Der Anlass für die Beschwerde ist schon bizarr, die sich anschließenden Dialoge sind von einem abgrundtiefen Wahnsinn, dessen Dynamik man sich nicht entziehen, sondern nur atemlos folgen kann.

"MONTY PYTHON"

Willkür des Sinns, die Normalität des Verrückten und souveräne Missachtung der Realität: Die Comedy-Stars von Monty Python Terry Gilliam und John Cleese (hinten links, rechts)sowie Terry Jones und Michael Palin (vorne links, rechts) im Empire Kino in London anlässlich des 30. Geburtstags von Monty Python im Oktober 1999. 

(Foto: DPA)

In die überschaubar scheinende Welt einer Tierhandlung bricht die Absurdität ein, als ein Mann im durchsichtigen Plastik-Regenmantel den Laden betritt. Der Mann hält einen Vogelkäfig in der Hand auf dessen Boden klar erkennbar eine Papageien-Attrappe liegt.

In seiner Beschwerde geht es darum, dem Tierhändler zu beweisen, dass der angeblich erst vor einer halben Stunde gekaufte Papagei als lebend verkauft wurde, obwohl er da schon verschieden war. Der Kadaver sei betrügerischerweise mit Nägeln auf der Stange befestigt worden. "Das Tierchen schläft", entgegnet der Tierhändler frech. Ab jetzt ist kein Halten mehr im Beschwerde-Vortrag. Sogar die Begriffe "Schöpfer", "Himmlische Chöre" fallen und der wunderbare Satz: "Der Metabolismus des Papageien ist nun Geschichte."

Natürlich ist dieser Sketch von der britischen Komikergruppe Monty Python. Den Beschwerdeführer spielt John Cleese, den Vogelhändler Michael Palin. Die Truppe, für deren beispiellosen Humor das Englische das Wort pythonesque bereithält, trennte sich 1983. Ungemein erfolgreich, vor allem wegen ihrer Kinofilme. Sätze aus der Bibel-Persiflage: "Das Leben des Brian" gehören heute zum Allgemeingut des halbwegs christlich kichernden Abendlandes.

Seit ihrer Trennung indes ist das Komische nicht mehr komisch, das Absurde nicht mehr absurd, das Groteske nur noch Geschmacksverstärker. Den zeitlos frischen Glanz des lebensbejahenden Python-Witzes kann man gottlob noch in den zahlreich bei Youtube eingestellten Sketchen bewundern. Und nun darf die trauernde Humor-Gemeinde auch noch auf neuen Grölstoff hoffen.

Sprechender Hund mit Namen Dennis

Fast alle noch lebenden Mitglieder von Monty Python haben sich gerade für ein maßloses Filmprojekt zusammengeschlossen, das den ganzheitlichen Titel "Absolutely Anything" trägt. Es geht um die Rettung der Welt - oder so ähnlich.

Eine "Science-Fiction-Farce" soll entstehen. Irgendwie soll Computeranimation dazu benötigt werden. Soweit man hört, die amerikanische Film-Bibel Variety meldet es jedenfalls, wird ein sprechender Hund mit Namen Dennis von Bedeutung sein. Robin Williams soll ihn sprechen. Ach ja, die menschlichen Pythons sind diesmal als Aliens zu sehen sein. Doch - war das je anders?

Terry Jones, der schon für "Ritter der Kokosnuss" und "Leben des Brian" die Sets dirigierte, wird Regie führen. Produziert wird das Lachwerk von Mike Medavoy, der auf ewig mit Blake Edwards die "Pink Panther"-Filme zu verantworten hat. Im Frühjahr ist auf der Britischen Insel Drehbeginn. Wann der Film in die Kinos kommt, ist noch unklar.

Keine Zeit und keine Zeiten

Die angekündigte Monty-Python-Re-Union sorgt weltweit für Begeisterung: Seit 1969 verunsicherten Monty Python guten Geschmack und common sense mit ihrem tadellos verrückten Blödsinn. Weit über das Empire hinaus berühmt wurde die Gruppe durch die von der BBC an viele Länder lizenzierte Fernsehserie "Monty Python's Flying Circus", in der Sketche und Terry Gilliams' surrealistische Trickfilme übergangslos gemischt wurden, eingeleitet von dem zum geflügelten Wort der Humor-Internationale gewordenen: "And now for something completely different."

Nach ihrer Zeit beim Fernsehen, brachten die Pythons ab Mitte der siebziger Jahre mehrere Kinofilme heraus, "Das Leben des Brian", na klar, und "Die wunderbare Welt der Schwerkraft".

In der wunderbaren Welt von Monty Python herrschten Willkür des Sinns, die Normalität des Verrückten und souveräne Missachtung der Realität. Hier gab es keine Zeit und keine Zeiten - deutsche Philosophen spielten gegen hellenistische Fußball -, aber selbstverständlich ein "Ministerium für irren Gang", in dem genauso selbstverständlich Subventionsgelder für neu erfundene Fortbewegungsverrücktheiten beantragt werden konnten. Unvergessen, wie der zuständige Minister, Cleese, morgens zur Arbeit geht.

Seit zwanzig Jahren rotierender Gedankenaustausch

"'Absolutely Anything' wird kein Film nach Art des Hauses 'Monty Python' werden'", hat Jones Variety verraten, aber es wird seinen Spirit haben. Das Skript zu dieser "klassischen Farce" basiert auf einem seit zwanzig Jahren rotierenden Gedankenaustausch zwischen Jones und Gavin Scott, dem mit Emmy ausgezeichneten Drehbuchautoren der amerikanischen Fernsehserie "The Mists of Avalon".

Wie man von Jones hört, haben Terry Gilliam, der einzige Amerikaner unter den Briten, und die anderen Pythons, Cleese und Palin bereits definitiv zugesagt. An Eric Idles Zusage wird noch gearbeitet. Mehr können auch nicht mehr zusagen, denn das sechste Mitglied, Graham Chapman - er war "Brian" -, ist bereits 1989 verstorben. Die Pythons traten zuletzt 1998 gemeinsam auf. "It kicked the bucket," wie es im Papageien-Sketch so schön heißt.

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