Moderner Klassiker:Wie Kully die Welt sah

Irmgard Keuns Exil-Roman "Kind aller Länder" aus dem Jahr 1938 ist aktueller denn je, vor allem aber ein hinreißendes Stück Weltliteratur. In einer Neuausgabe ist das Werk nun wiederzuentdecken.

Von Ina Hartwig

Kullys Vater ist ein unruhiges Tier. Ein Schriftsteller, der, berühmt, aber verarmt, durch Europa tigert, von Stadt zu Stadt, von Hotel zu Hotel. Denn dort, wo er herkommt, Hitlerdeutschland, sind seine Bücher nicht mehr willkommen, um es vorsichtig auszudrücken. Ob in Brüssel, Ostende, Amsterdam, Lemberg, Salzburg, Nizza oder Paris - überall häuft er Schulden an. Er besucht Verwandte und Freunde oder vermeintliche Freunde, um sich Geld zu borgen, was ihm dank seines charmanten Wesens tatsächlich immer wieder gelingt. Getrieben wird dieser Künstler des Hinhaltens aber nicht nur von seinen Gläubigern, es treibt ihn auch eine tiefe Liebe zum Alkohol um.

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