Der Menschenkenner Honoré de Balzac erzählt in seinem Roman "Vater Goriot" eine Geschichte über die Unzuverlässigkeit moralischer Gefühle. Der Student Rastignac begegnet im Jardin du Luxembourg einem Freund und fragt ihn, ob er Rousseau gelesen habe: "Erinnerst du dich an jene Stelle, wo er den Leser fragt, was er täte, wenn er, ohne Paris zu verlassen, reich werden könnte, indem er allein durch seinen Willen einen alten Mandarin in China töten würde?" Das Gedankenspiel findet sich nicht bei Jean-Jacques Rousseau, aber es ist charakteristisch, dass die Frage unter Berufung auf eine philosophische Autorität gestellt wird.
Mitleid:Der Wächter in uns
Eine Rettungsaktion der "Sea-Watch 3" auf dem Mittelmeer.
(Foto: imago/Rene Traut)Was bewegt Menschen, und wann lassen sie sich von Empathie leiten? Über die Macht und die Grenzen eines starken Gefühls.
Von Jens Bisky
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