Michelle Hunziker bei "Wetten, dass...?":Wett-Mutti mit Potenzial

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Zahlreiche Male zierte Michelle Hunziker das "Wetten dass...?"-Sofa als Gast. Nun darf sie Gottschalk als Assistentin zur Seite stehen - mit Chancen auf mehr.

Johanna Bruckner

Ein außergewöhnlich apartes Äußeres ist Voraussetzung für die Tätigkeit als Assistentin einer Fernsehshow. Doch essentieller erscheint die Fähigkeit zur unfallfreien und nach Möglichkeit eleganten Fortbewegung auf hohem Schuhwerk. Man stelle sich vor, "Glücksrad"-Fee Maren Gilzer wäre seinerzeit bei ihrer sparsam-spektakulären Choreographie des Buchstaben-Umdrehens aus dem Tritt gekommen.

Ihren ersten Auftritt als Thomas Gottschalks "Junior-Partnerin" bei "Wetten, dass...?" absolvierte Michelle Hunziker größtenteils auf silbernen Glitzer-Stilettos.

Zwar stülpte sie kurzzeitig blaue Gummistiefel über, um diese solidarisch mit den Probandinnen der Gummistiefel-Schnüffel-Wette einzutanzen. Doch die Glitzer-Funkel-Galoschen waren ein füßisches Statement - an das Publikum und den immer noch hauptgastgebenden Thomas Gottschalk.

Anders als Maren Gilzer kann sich Michelle Hunziker nämlich nicht nur fehlerfrei von einer Bildschirmseite zur anderen bewegen, die schöne Schweizerin ist durchaus in der Lage, als Solokünstlerin auf rutschigem Showparkett zu bestehen.

Die Zeiten, in denen ihre Kehrseite (ein Unterwäschehersteller kürte sie zur "Frau mit dem schönsten Po Italiens") oder der Mann an ihrer Seite (Italo-Barde Eros Ramazotti) ursächlich für ihre Medienpräsenz waren, sind längst passé. Seit mehr als zehn Jahren moderiert sich Michelle erfolgreich durch diverse hauptsächlich italienische, aber auch deutsche Fernsehformate ("Deutschland sucht den Superstar").

Sie stach dabei weniger durch brilliante Formulierkunst als durch eine vollkommen unkaputtbare, manchmal ansteckende, manchmal anstrengende Fröhlichkeit heraus - und natürlich durch gute Figur, hübsches Gesicht und lange, blonde Haare. Sehr viel mehr hat die sehr erfolgreiche Topmodel-Mutti Heidi Klum auch nicht zu bieten.

Was aber bewegt eine erfahrene und relativ erfolgreiche TV-Moderatorin dazu, freiwillig zurück in die zweite Reihe zu gehen, wieder in den Schatten einer männlichen Showgröße zu treten? Ihren Assistentinnen-Job hat sie - wie eigentlich nicht anders zu erwarten - tadellos erledigt: Für Wettkandidat Carsten, der sich anschickte, mit druckvollem Atem 100 0,5-Liter-Wasserflaschen umzupusten, dem aber gegen Ende die Puste auszugehen drohte, gab sie den Udo Bölts: "Quäl dich, du Sau!" - nur charmanter. Und regelrecht mütterlich umsorgte sie Wett-Aspirantin Angelika, der beim Schrägstellen halb leer getrunkener Getränkedosen die Nerven und Hände zitterten.

Vor allem aber tat sie das, was eine gute Assistentin eben tun sollte - sie bewegte sich gekonnt: Tanzte mit der Gummistiefel-Damenriege, düste zu den Guttenbergs an den Start der Fahrrad-Wette, betörte an einem Baggersee im Freiburger Umland den isländischen Wettkandidaten - und zwischendurch schlüpfte sie immer wieder in die Glitzerpantöffelchen. "Sparkling" ist der englische und lautmalerisch schöne Begriff für all das, was diese Schuhe - und gleichsam ihre Trägerin - am Samstagabend waren: Funkelnd, glänzend, glitzernd, perlend, sprudelnd.

Verwunderlich, dass beim pfauenhaften Thomas Gottschalk angesichts des ins Auge stechenden Schuhwerks seiner Junior-Partnerin nicht alle Alarmglocken schrillten: Noch mag sie ihre Rolle als Junior-Partnerin anstandslos annehmen und noch sticht eher ihr Megawatt-Lächeln als ihre Moderationskunst - doch ihre Schuhe sind nicht die einer Assistentin. In der fruchtbaren Erde des Unterschätzt-Werdens könnte dem großen Gottschalk eine Konkurrentin erwachsen.

Irgendwann müssen die Rollen im "Wetten, dass...?"-Moderationsgefüge -"Ein guter Moderator und was Blondes fürs Auge", wie es Thomas Gottschalk nannte - vielleicht neu verteilt werden. Das Auftreten, in der ersten Sendung noch ganz die devote Untergebene, könnte sich ändern: zur fröhlich glucksenden Stiletto-Amazone, die Meister Gottschalk an den Rand drängt, bevor er freiwillig abtritt.

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