"#MetToo"-Debatte:Zwangspause für Ballettdirektor

Peter Martins, der Leiter des New York City Ballet, wird der sexuellen Belästigung bezichtigt und suspendiert.

Von Dorion Weickmann

Peter Martins, Leiter des New York City Ballet (NYCB) und der angeschlossenen School of American Ballet, darf dort bis auf Weiteres nicht mehr unterrichten. Das gaben Schule und Kompanie in New York bekannt. Die Zwangspause erfolgt aufgrund eines anonymen Schreibens - offensichtlich aus den Reihen der Schüler - das Peter Martins der sexuellen Belästigung bezichtigt. Nach der Suspendierung des Dirigenten James Levine (SZ vom 4. Dezember) aufgrund von Missbrauchsvorwürfen, steht damit womöglich eine weitere Klassik-Karriere vor dem Aus. Der 71-jährige Martins, der das NYCB unmittelbar nach dem Ableben seines Gründers George Balanchine übernahm und seit über dreißig Jahren anführt, ist kein erstklassiger Choreograf, aber als Ballettmanager von großer internationaler Bedeutung.

Für die in Fragen sexueller Übergriffe bislang zugeknöpft agierende Ballettwelt ist die Nachricht ein Paukenschlag. Freilich muss sich erweisen, inwieweit die Anschuldigungen belastbar sind. Mit der Aufklärung haben NYCB und Schule ein Anwaltsbüro beauftragt. Szene-Kenner wird die Nachricht allerdings weniger überraschen, war das NYCB doch schon in der Ära George Balanchines bekannt für die Beziehungen, die der Doyen mit seinen "Babyballerinen" unterhielt. Von Martins wurde jahrelang kolportiert, dass kein weiblicher Karriereweg an seiner Besetzungscouch vorbeiführe - Gerüchte, die ihn angesichts der Schulaffäre nun den Job kosten könnten. Genau wie bei Weinstein und Levine würde ein Titan fallen. Dem NYCB droht jedenfalls schon jetzt der größte Skandal seiner Geschichte.

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