Mekka: Neugestaltung der Kaaba:Die Moderne kommt nach Mekka

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In Mekka wird die Kaaba neu gestaltet: Norman Forster und Zaha Hadid sollen Pläne für die Neugestaltung des heiligen Bezirks liefern.

Gottfried Knapp

Seit Freitag sind wieder zweieinhalb Millionen Menschen in Mekka und der nahen Umgebung unterwegs, um in streng ritualisierter Folge die heiligen Stätten aufzusuchen. Sie werden den 25 Kilometer entfernten Berg Arafat besteigen, in Mina die symbolische Steinigung des Teufels vornehmen und schließlich im weiten Hof der Al-Haram-Moschee in Mekka die Kaaba, das Zentralheiligtum des Islam, siebenmal gegen den Uhrzeigersinn umschreiten und dabei, wenn möglich, den mythischen Schwarzen Stein, der an einer der vier Ecken angebracht ist, küssen.

Die Kaaba: In diesem Jahr werden drei Millionen Pilger erwartet. (Foto: Foto: dpa)

Der Hadsch, die mindestens fünf Tage dauernde "große Pilgerfahrt" der muslimischen Welt, die immer vom 8. bis zum 12. Tag des islamischen Dhul al-Hidscha stattfindet, hat begonnen. Und schon die kurze Andeutung der weit auseinanderliegenden Örtlichkeiten gibt eine Ahnung davon, welche riesigen Organisationsprobleme an diesen paar heiligen Tagen in der über Nacht um das Zweieinhalbfache angeschwollenen Millionenstadt Mekka und vor allem im Bereich um die Kaaba zu bewältigen sind.

Zwar bewegen sich die dichtgedrängten Pilgermassen in friedlicher Ordnung einheitlich vorwärts, doch fast jährlich kommt es an Engpässen, wie der Brücke zwischen Mekka und Mina, zu Unglücksfällen und Massenpaniken, die Hunderte Opfer fordern.

Unbefriedigend für die ständig anspruchsvoller werdenden Pilgerschaften aus aller Welt ist auch, dass das vielgeschossige riesige Achteck der Zentralmoschee "nur" 900000 Besucher, also weniger als die Hälfte der Hadsch-Pilger, aufnehmen kann. Der Rest verteilt sich bei den großen Gebeten auf die Umgebung und die weiten Dächer des Moscheenkomplexes.

Die eigentliche Sensation

Das soll sich nun ändern. Wenn die recht spärlich durch die offiziellen Sperren sickernden Nachrichten stimmen, hat König Abdullah Ibn Abdul-Asis von Saudi-Arabien einige der bekanntesten Architekturbüros der Welt um Vorschläge für eine Erweiterung des zentralen Bereichs und eine allmähliche Vergrößerung der Moschee auf ein Fassungsvermögen von zunächst 1,5, am Ende aber drei Millionen Besuchern gebeten.

Schon jetzt dürften die Kapazitäten der Al-Haram-Moschee ohne Beispiel sein, doch ein dreimal größeres Haus bringt gleich ein Vielfaches an Schwierigkeiten mit sich; mit Routine allein sind solche wahrlich gigantischen Probleme nicht zu lösen. So begreift man, dass bislang nur amtierende Architektur-Weltmeister im Gespräch für den Umbau von Mekka sind.

Norman Foster soll einer der 18 Stars sein, die für die fällige Erweiterung und Neuorganisation des heiligen Bezirks Pläne liefern. Und die Irakerin Zaha Hadid, die mit organisch wuchernden, bildmächtigen Strukturen berühmt geworden ist, soll, laut Gerücht, gar die Moschee selber neu fassen, was derzeit kaum vorstellbar ist. Was immer von den hohen Plänen am Ende realisiert wird - dass Mekka sich der Moderne öffnen will, ist die eigentliche Sensation der aktuellen Meldung zum Hadsch.

© SZ vom 06/07.12.2008/korc - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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