Meinungsfreiheit:Lasst uns über den Holocaust streiten

An britischen Elite-Unis debattiert man gerne. Für heute Abend sind Holocaust-Leugner David Irving und der wegen Rassenhass verurteilte Nick Griffin zum Plaudern nach Oxford eingeladen. Das gibt Ärger.

Alexander Menden

Die Oxford Union, der studentische Debattierclub der englischen Universität, ist noch nie davor zurückgeschreckt, umstrittene Gäste zur Diskussion zu bitten. Doch die Veranstaltung, die voraussichtlich an diesem Montagabend in der viktorianischen debating chamber über die Bühne gehen wird, gehört zweifellos zu den kontroversesten in der hundertvierundachtzigjährigen Geschichte der Vereinigung. Zwei der Diskutanten zum Thema "Die Grenzen freier Meinungsäußerung" sollen David Irving und Nick Griffin sein.

Meinungsfreiheit: David Irving im Januar 2000 in London.

David Irving im Januar 2000 in London.

(Foto: Foto: ap)

Irving hat in Österreich als Holocaust-Leugner im Gefängnis gesessen; Griffin ist der in England wegen Aufhetzung zum Rassenhass verurteilte Vorsitzende der rechtsextremen British National Party. Nachdem in weiten Teilen der Studentenschaft und in den britischen Medien heftige Kritik an der Einladung laut geworden war, hatte der Vorstand der Oxford Union am Wochenende erneut über die Veranstaltung abgestimmt und sich mehrheitlich dafür ausgesprochen, sie nicht abzusagen.

Union-Präsident Luke Tryl verteidigte die Einladung mit dem Argument, Irving und Griffin werde "keine Plattform gegeben, um ihre Weltsicht zu verbreiten". Vielmehr würden sie mit anderen Teilnehmern diskutieren, die, ebenso wie die anwesenden Studenten, ihre radikale Gesinnung anfechten könnten. "Die beste Art, mit diesen Ansichten umzugehen", sagte Tryl, "ist es, diese Leute in einer Debatte zu besiegen." Der Oxforder Studentensprecher Martin McCluskey indessen nennt die Einladung zweier verurteilter Rassisten "eine Schande".

Wenn man tatsächlich eine Diskussion über freie Meinungsäußerung wolle, so McCluskey, hätte man lieber Oppositionelle aus Birma einladen sollen.

Die Diskussion mit Irving und Griffin "legitimiere ihre Überzeugungen", meint auch Stephen Altmann-Richter, der Präsident der Oxford University Jewish Society. Für Montag abend werden in Oxford massive Proteste gegen die Veranstaltung erwartet.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: