Mediaplayer:Neu auf DVD

Clint Eastwood ist über achtzig und dreht immer noch. "Ein Fremder ohne Namen", sein zweiter Film, ist gerade auf DVD erschienen. Auch Michael Curtiz' Verfilmung von Jack Londons "Der Seewolf" ist jetzt wieder zu sehen.

Von Fritz Göttler

DVD Mediaplayer
(Foto: Verleih)

Es ist eine Rückkehr, die in diesem Film inszeniert wird, gespenstisch schön, die Rückkehr eines Fremden in eine Stadt, die ihm noch vieles schuldig ist. Und es ist die Rückkehr von Clint Eastwood in die Welt von Sergio Leone, in dessen Western er Mitte der Sechziger Weltruhm erlangte, die "Für eine Handvoll Dollar"-Welt. "High Plains Drifter" heißt der Film im Original, deutsch "Ein Fremder ohne Namen". Es ist Eastwoods zweite Regiearbeit, 1972, nach dem Stalker-Film "Sadistico". Man spürt das Verlangen, Schluss zu machen mit den Western. Die Stadt, in die der Fremde zurückkehrt, liegt an einem See in der Hochebene, die Häuser sind frisch gezimmert, und die Bürger bauen an ihrer neuen moralischen Ordnung. Die Erinnerung an die gemeine Vergangenheit, zu der der Fremde sie zwingt, wird tödlich. Eastwood geht noch einen Schritt weiter als Sergio Leone, der sich für seine Western bei japanischen Samuraifilmen bediente, sein Film ist vom japanischen Geisterkino inspiriert. Eine der schönsten und ungewöhnlichsten Szenen ist, wenn sich der Fremde nach seiner Ankunft in sein Hotelzimmer zurückzieht und sich erst mal erschöpft aufs Bett legt, zu einem ruhelosen Schlaf. Eastwood, inzwischen über achtzig, dreht immer noch. (Capelight)

Einer von Eastwoods großen Vorbildern im klassischen amerikanischen Kino: Raoul Walsh. Dessen Verfilmung von "Die Nackten und die Toten", 1958, ist auf DVD erschienen. Ein drittklassiger Actionfilm, fand damals die New Yorker Kritikerin Pauline Kael (die auch Eastwood nicht mochte), ein altgedienter Studioregisseur hatte sich an den bösen Kriegsroman des New Yorker Intellektuellen Norman Mailer gemacht. Eine von Japanern und Amerikanern hart umkämpfte Insel, ein schikanöser US-Befehlshaber, sein idealistischer Adjutant, ein bulliger Sergeant, der seinen Trupp zusammenhält mit brutalen Mitteln. Die Wirklichkeit des Krieges und die unübersichtliche Weite des Landschaft lassen Ideale, Ambitionen und Neurosen ganz klein erscheinen. (Polarfilm)

Der Seewolf
(Foto: Verleih)

Michael Curtiz, der bei Warner Brothers viele Jahre Walshs Kollege war, verfilmte im Jahr 1941 "Der Seewolf", nach dem Roman von Jack London. Edward G. Robinson spielt den Kapitän Wolf Larsen, der die Besatzung durch die Kunst seines Sadismus im Griff hält. Man spürt noch die Methoden und Gesten, mit denen er seine Gangster spielte in den Dreißigern, hier hinstilisiert zu einer Führerfigur der neuen Zeit. Curtiz, der beinharte Ungar, begann in den mitteleuropäischen Filmindustrien, wurde dann einer der Warner-Topregisseure (Casablanca!). Er hat ein Faible für die Seefahrt und für die Mannschafts-Choreografie auf dem riesigen Deck, das im Warner-Studio errichtet war. In den USA ist gerade eine dicke Biografie über ihn erschienen. Besonders lustvoll schikaniert Wolf Larsen die junge Schiffbrüchige, die er aufnahm. Als er mitkriegt, dass sie aus dem Gefängnis davonlief, bietet er ihr an, ihre Kajüte besonders heimisch zu machen - indem er Gitter vors Fenster setzen lässt. Gespielt wird sie von Ida Lupino, die dann in den Fünfzigern selbst produzierte und Regie führte. (Studio Hamburg)

Eine tolle Western-Version des Seewolf ist "Der Geier von Arizona" von Peter Godfrey. Raymond Massey, der amerikanische Ikonen wie Lincoln und John Brown verkörperte - und der verbitterte Befehlshaber ist in "Die Nackten und die Toten", ist hier "Wolf Larsen". (WGF)

Dalida
(Foto: Verleih)

Ein Frauenleben, schön klassisch inszeniert von Lisa Azuelos: "Dalida" aus dem Jahr 2016. Wie die Sängerin in den Fünfzigern ein Star wurde und ein Star blieb bis in die Siebziger hinein. Es ist jede Form von Pathos drin in dieser Geschichte, italienisches Familienglück, französischer Chansonschmerz, amerikanische Disco-Ekstase, Stayin' alive. Motto: Man träumt sein Leben nicht, man lebt es. Aber der Erfolg ist grausam erkauft, durch eine Serie von Selbstmorden ihrer Männer, das Leben zum Tode, Heidegger. Eins der fröhlichsten Lieder handelt von Kindern, die auf ihren Schaukelpferden sitzen und mit Spielzeugpistolen aufeinander schießen, ins Herz ... Totsein ist wie träumen, sagt Dalida zu einem kleinen Jungen. Dieser Knabe sitzt dabei in einem Stühlchen, das ihren Namen trägt. (EuroVideo)

Kunstraub in einem rasanten Actionfilm, "Overdrive" von Antonio Negret, mit Scott Eastwood, dem Sohn von Clint, und Freddie Thorp, der mit seinen blitzenden blauen Augen Scott mühelos aussticht. Für die Konflikte sorgen alteingesessenes Mafia-Business und europäische Start-up-Ambitionen - Clemens Schick als Max Klempner! Die Artefakte, um die es geht, sind hochklassige Autos: Alfa Romeo 158, Corvette C1, BMW 327, Aston Martin 67 ... (Universum)

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