Mecom verkauft deutsche Zeitungen:Million Dollar, Baby

Für 152 Millionen Dollar verkauft die Mecom-Gruppe deutsche Zeitungen wie die Hamburger Morgenpost und die Berliner Zeitung an den Kölner Verlag DuMont Schauberg. Verdi spricht von "verlegerischem Bankrott".

Der Berliner Verlag mit der Berliner Zeitung gehört künftig zum Kölner Verlagshaus M. DuMont Schauberg. Das Medienunternehmen übernimmt die deutschen Verlagsaktivitäten der britischen Mecom-Gruppe von Investor David Montgomery, wie Mecom am Dienstag in einer Börsenmitteilung ankündigte. Der Kaufpreis beträgt den Angaben zufolge 152 Millionen Euro.

Mecom verkauft deutsche Zeitungen: Wird verkauft: die "Berliner Zeitung".

Wird verkauft: die "Berliner Zeitung".

(Foto: Foto: dpa)

Die Arbeitsverträge, Betriebsvereinbarungen und Tarifverträge behalten dem Konzernbetriebsrat zufolge ihre Gültigkeit. Der Kauf soll im ersten Quartal abgeschlossen sein und muss noch vom Bundeskartellamt genehmigt werden. Zu der BVZ Deutsche Mediengruppe Holding gehören neben der Berliner Zeitung unter anderem auch der Berliner Kurier und die Hamburger Morgenpost.

DuMont Schauberg hatte sich bereits 2005 um den Kauf der Berliner Zeitung bemüht. Damals erhielt jedoch das Finanzkonsortium um Montgomery den Zuschlag für das Blatt. Zuvor hatte die Verlagsgruppe Georg von Holtzbrinck vergeblich versucht, die Berliner Zeitung mit dem Konkurrenzblatt Tagesspiegel zu fusionieren. Das Bundeskartellamt untersagte den Zusammenschluss.

Zu der Kölner Verlagsgruppe gehören neben dem Kölner Express und dem Kölner Stadt-Anzeiger unter anderem auch die Frankfurter Rundschau. Deren Chefredakteur Uwe Vorkötter hatte die Berliner Zeitung 2006 wegen des Sparkurses von Montgomery verlassen.

Montgomery war 2005 mit seiner Firma Mecom durch den Kauf des Berliner Verlags in den deutschen Zeitungsmarkt eingestiegen. Das Unternehmen kaufte auch den Hamburger Morgenpost Verlag sowie das Internetportal Netzeitung dazu.

Nach Auffassung der Gewerkschaft ver.di sollen allerdings die Hamburger Morgenpost und die weiteren Zeitungen des Berliner Verlags nach ihrem Verkauf an die Verlagsgruppe DuMont Schauberg selbstständig fortgeführt werden. "Für die Beschäftigten und die Redaktionen wird es darauf ankommen, Qualität und Beschäftigung durch weitgehende Eigenständigkeit der Zeitungen zu sichern", betonte der Hamburger ver.di-Fachbereichsleiter Martin Dieckmann am Dienstag.

Alle Versuche, die Hamburger Morgenpost zu einer Außenstelle einer Boulevard-Zeitungsgruppe wie zum Beispiel Berliner Kurier oder Kölner Express zu machen, würden laut ver.di auf denselben Widerstand bei den Beschäftigten treffen wie zu Montgomerys Zeiten.

Das börsennotierte Konsortium Mecom des britischen Finanzinvestors David Montgomery hatte die Blätter vor gut drei Jahren übernommen. Der Verkauf besiegelt aus Sicht von ver.di nun endgültig den "verlegerischen Bankrott" des Finanzinvestors.

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