"Me Too"-Debatte:Staatsanwalt prüft Anklage gegen Spacey

Die Ermittlungen wegen sexueller Übergriffe gegen den früheren "House of Cards"-Schauspieler Kevin Spacey schreiten voran.

Schon länger wird gegen den ehemaligen "House of Cards"-Star Kevin Spacey wegen sexueller Übergriffe gegen junge Männer ermittelt, sowohl von Scotland Yard in London wie vom Los Angeles County Sheriff's Department. Letzteres konzentrierte sich offenbar auf einen Übergriff gegen einen Mann, der 1992 in West Hollywood stattgefunden haben soll. Das Special Victims Bureau in L. A. hat diese Untersuchung inzwischen offenbar abgeschlossen und der Anklagebehörde, dem Los Angeles County District Attorney's Office, zur Prüfung übermittelt. In den nächsten Tagen müssen die zuständigen Staatsanwälte entscheiden, ob sie eine Anklage für aussichtsreich halten und Spacey vor Gericht bringen wollen. Zu den drei mutmaßlichen Übergriffen, wegen denen in London ermittelt wird, gibt es derzeit keine neuen Informationen.

Ganz unabhängig davon, ob es zu einem oder mehreren Verfahren kommt, ist Spacey in der globalen Film- und Fernsehindustrie längst Persona non grata. Der "Star Trek"-Schauspieler Anthony Rapp war der erste, der ihn im Zuge der "Mee To"-Debatte beschuldigte, übergriffig geworden zu sein - zu einem Zeitpunkt, als Rapp erst 14 Jahre alt war. Darauf antwortete Spacey mit einem Statement, dass Coming-out und Entschuldigung zugleich sein sollte, ihn aber erst richtig in Schwierigkeiten brachte. Er könne sich an nichts erinnern, formulierte er - aber falls er sich in betrunkenem Zustand "zutiefst unangemessen" verhalten habe, verdiene Rapp die "aufrichtigste Entschuldigung".

Weitere Vorwürfe folgten schnell - aus London, wo Spacey seine Machtposition als künstlerischer Leiter des Old Vic Theaters ausgenutzt haben soll, um Mitarbeiter zu sexuellen Handlungen zu nötigen, vom Set der Serie "House of Cards" und aus dem Nachtleben von London und Los Angeles. Die Reaktionen der Branche ließen nicht lang auf sich warten: Die "House of Cards"-Produktion wurde gestoppt, Spacey wenig später gefeuert - und der Regisseur Ridley Scott verwarf seinen bereits fertiggestellten Film "Alles Geld der Welt", um alle Szenen mit Spacey zu entfernen und durch nachgedrehtes Material mit Christopher Plummer zu ersetzen.

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