Malerei:Familiäres Treffen

Die Künstlerin Karin Kneffel, einst Meisterschülerin von Gerhard Richter, hat ihre Meisterschüler zu einer fabelhaften Ausstellung in den Augsburger Glaspalast eingeladen

Von Sabine Reithmaier

Die hohe Wand im ehemaligen Maschinenraum der Mechanischen Baumwoll-Spinnerei gab den Ausschlag. Eigentlich hatte die Augsburger Galerie Noah, die den Kuppelsaal inzwischen bespielt, nur geplant, einige Meisterschüler Karin Kneffels zu zeigen. Doch als diese die beeindruckende Wand im Glaspalast sah, entschied sie, gleich alle einzuladen.

Kneffel, einst Meisterschülerin von Gerhard Richter, lehrt seit 1998, erst an der Hochschule für Künste in Bremen, seit 2008 an der Akademie der Schönen Künste in München. Sie selbst begann ihre beispielhafte Karriere mit porträthaften Tierköpfen, denen Stillleben mit überdimensionierten Kirschen, Zwetschgen oder Pfirsichen folgten. Sie malt aber auch Nudeln, aufgeschlagene Eier, Steaks und Sofa-Polster, erzählt Geschichten mit Interieurs, die menschenleer sind, aber oft prachtvoll gemusterte Teppiche, Fliesen und Raubtierfelle haben.

28 Meisterschüler hat sie bislang verabschiedet und nun wieder zusammengerufen. Das Treffen mutet nahezu familiär an, so dicht drängen sich die Bilder aneinander, füllen in drei Reihen die gesamte Wand. Amüsant ist der bunte Stil- und Formenmix auf jeden Fall. Manche Ehemalige haben sich längst einen eigenen Namen gemacht. Was die Preise betrifft, können sie mit ihrer Professorin noch nicht mithalten, doch qualitativ sind viele der Arbeiten ganz ausgezeichnet.

Karin Kneffel selbst ist mit der perfekten Illusion eines Schokoladenpuddings vertreten, der der Ausstellung auch ihren Namen liefert: "The Proof is in the Pudding." Viele der Schüler sind dem Neorealismus Kneffels treugeblieben, manche auch ihren Sujets. Sie malen perfekte Interieurs wie Alina Grasmann, Steffen Kern, Verena Hägler oder Sarah Zagefka, versinken wie Nicola Hank oder Jonah Gepka in Stoffdetails. Toll ist die sitzende Frau Marina Schulzes, auf deren Rücken Licht und Schatten ein bezauberndes Muster zeichnen. Melanie Siegel konzentriert sich auf Außenanlagen, malt Bodenplatten fotografisch genau. Trotzdem wirken die Bilder aufgrund der streng gewählten Ausschnitte seltsam hintergründig. Das gilt auch für Felix Rehfelds dreidimensional anmutende Ausblicke.

Martin Spengler schnitzt seine Objekt-Skulpturen aus Wellpappe. Marile Holzner arbeitet mit industriell gefertigten Papieren, bemalt sie, zerschneidet sie und setzt sie neu zusammen. Raik Gupin experimentiert mit geometrischen Formen, und, und, und - am besten selbst anschauen.

The Proof Is In The Pudding; Karin Kneffel und 28 Meisterschüler, Glaspalast, Augsburg, bis 28. Mai

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