Mailänder Scala:Wer hat an der Uhr gedreht? Ist es wirklich schon so spät?

Die Mailänder Scala spielt die Uraufführung von Salvatore Sciarrinos eroto-magischer Künstleroper "Ti vedo, ti sento, mi perdo".

Von Reinhard J. Brembeck

Dass Opernhäuser Zeitmaschinen sind, die ihre Besucher mühelos in Barock, Klassik oder Romantik zurückversetzen, wird nirgendwo so klar wie in der Mailänder Scala. Denn dort befindet sich hoch über der Szene eine altmodische mechanische Uhr, die ihre Stunden in römischen Ziffern anzeigt, die Minuten dagegen in Fünferschritten. Ein Neuling könnte den ganzen Zauber aber auch für Monate oder Jahrhunderte halten, schließlich ist ein Opernhaus ja eine Zeitmaschine. Sei's drum. Als diese Zeitmaschinenuhr am vergangenen Dienstag "X 15" anzeigte, war in der an Wunder gewöhnten Scala wieder eines geschehen. Denn das Publikum hatte da gerade eine zweistündige Traumzeitreise zwischen Antike, Moderne und Barock erlebt und verfiel, offenbar magisch von der Musik angerührt, in einen milden, aber lang andauernden Beifall. Und das bei einer Uraufführung in der konservativen Scala!

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