Lyrik:Sprachnatur

Neue Gedichte von Hans Krieger

Von Sabine Reithmaier

"Hinter dem Mond / ist die Welt durcheinander /aber davor / davor ist wer weiß/ vielleicht alles noch schlimmer" - mit feinem Witz kommentiert Hans Krieger die Wirklichkeit. Knapp, klar und unsentimental tupft er seine Beobachtungen aufs Papier, kein Wort zu viel. Und längst geht es nicht mehr um das Große und Ganze.

Neun Gedichtbände hat der 82-Jährige herausgegeben, den jüngsten "Birkenlicht" (Elfenbein Verlag) stellt er an diesem Montag im Lyrik Kabinett vor. Der Name verdankt sich einem Bilderzyklus, den die Malerin Christine Rieck-Sonntag geschaffen hat. Natur spielt für Krieger tatsächlich eine große Rolle, neben den Birken gibt es auch Goldregen, Rosen, überreife Pflaumen und viele Arten von Himmel. Entscheidend aber ist der exakte Blick, mit dem der Dichter seine Themen erfasst, sie verdichtet und in eine klangvoll-rhythmische Sprache zwingt.

Krieger ist in Frankfurt geboren, lebt seit 1947 in Bayern. Mehr als 30 Jahre war er Kulturredakteur der Bayerischen Staatszeitung, schrieb Essays zu Moral und Kulturpolitik und erhielt für seine publizistischen Arbeiten 1997 den Friedrich-Märker-Preis für Essayisten. Manche Gedichte zeugen nun auch von leiser Müdigkeit. So resümiert er in "Zuversicht" sanft: "Neigt zum Ende sich das Leben,/ hat sich Vieles nicht erfüllt,/ Skizze blieb, was wir gegeben,/ das Geheimnis unenthüllt."

Birkenlicht: Hans Krieger liest, Montag, 1. 2., 20 Uhr, Lyrik Kabinett

© SZ vom 30.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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