London:Banksys Mädchen weint

London: Cosette im Tränengas-Nebel: Banksys jüngstes Werk im Londoner Stadtteil Knightsbridge.

Cosette im Tränengas-Nebel: Banksys jüngstes Werk im Londoner Stadtteil Knightsbridge.

(Foto: AP)

Ein neues Graffito des Street-Art-Künstlers taucht nahe der französischen Botschaft in London auf. Es geht ihm um die Flüchtlingskrise.

Das aufsteigende Gas treibt Cosette Tränen in die Augen, hinter ihr weht die Tricolore.

Mit seinem jüngsten Werk nimmt Banksy Stellung zur Flüchtlingskrise. Auf seiner Homepage bekennt sich der anonyme Street-Art-Künstler zu dem Graffito. Es prangt an einer Hauswand gegenüber der französischen Botschaft im Londoner Stadtteil Knightsbridge.

Cosette ist ein junges Mädchen aus dem Musical "Les Misérables". Banksy hat sie in eine Wolke aus Tränengas gehüllt; am Boden ist eine Dose CS-Gas zu sehen. Mit dem Graffito spielt der britische Künstler auf den Tränengaseinsatz der Polizei Anfang Januar in Calais an. Zum ersten Mal hat Banksy seinem Bild einen QR-Code beigefügt, der auf ein Video des Polizeieinsatzes verweist.

Es ist nicht das erste Mal, dass Banksy sich zur Flüchtlingskrise äußert. Im Dezember hatte er auf die Hauswand im großen Flüchtlingslager in Calais Apple-Gründer Steve Jobs gesprüht - mit Computer unterm Arm und Müllsack über der Schulter. Jobs' biologischer Vater stammt aus Syrien, wie viele der Flüchtlinge, die in dem Camp auf ihre Chance warten.

Von Calais aus versuchen seit Jahren Zehntausende Flüchtlinge nach Großbritannien zu gelangen. Immer wieder kam es vor, dass Flüchtlinge beim Eindringen in den Eurotunnel zu Tode gequetscht wurden. In dem improvisierten Camp, das die Flüchtlinge selbst "Dschungel" nennen, leben meist Tausende Menschen, die Zahlen schwanken.

Live zu sehen ist das Bild in London übrigens nicht mehr. Am Montag haben es Arbeiter mit Sperrholzplatten abgedeckt. Das zuständige Immobilienunternehmen erklärte, dies sei zum "Schutz" des Werks geschehen. Banksy-Werke können Preise von mehreren Hunderttausend Euro erzielen. Scotland Yard teilte mit, am Sonntagabend hätten Unbekannte versucht, das neue Bild in London zu stehlen.

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