Live-Ticker zum Grand Prix:Wo ist DJ Bobo?

Eigentlich sind wir ziemlich traurig: DJ Bobo darf nicht beim Grand Prix antreten. Wir gucken trotzdem Grand Prix - gucken Sie mit!

Ruth Schneeberger und Michaela Förster

Der Prosecco ist schon kalt gestellt in freudiger Erwartung des Sieges von DJ Bobo - da er aber leider nicht für Deutschland antreten wollte, und für die Schweiz im Halbfinale rausgeflogen ist, müssen wir uns nun also mit Daumendrücken für Roger Cicero zufrieden geben. Drücken Sie mit!

20.15 Uhr: Los geht's: Nein, erst die Lottozahlen. Wir sind aber schon so aufgeregt! Medien haben berichtet, wir müssten Angst vor der Russendisko haben, vor einer Balkanisierung des Grand Prix. Roger Cicero will die Herzen der Frauen zum Schmelzen bringen. Und für einen Teil der Herren haben wir Verka Serduchka im Angebot (siehe Foto). Wer also macht das Rennen?

20.25. Uhr: Thomas Hermanns kündigt serbische Lesbenpower an und interviewt dann unseren deutschen Helden: "Ich merke das sehr sehr doll im Bauch", sagt Roger. Das merken wir auch: Er scheint wahnsinnig aufgeregt zu sein und spricht von den "ganzen Delikationen", die angereist sind. Das Publikum schreit frenetisch "Alles Roger!". Alles klar, aber wo bleibt DJ Bobo?

20.30 Uhr: Georg Uecker, man kennt ihn als leidgeprüften Junior-Arzt aus der Lindenstraße, wird von Thomas Hermanns, den man als leidgeprüften Entertainer aus dem Quatsch Comedy Club kennt, interviewt - oder andersrum? Na gut, irgendwie muss man die Zeit rumkriegen, bis die Drag Queen endlich zwitschert.

20.35 Uhr: Hurraaaaaa! Kurzauftritt von DJ Bobo! Leider nur im Zusammenschnitt der Eurovision-Highlights. Aber immerhin! Grund genug für uns, schon mal die Gläser für den Sekt bereit zu stellen.

20.37 Uhr: Und schon fallen uns klirrend die Gläser aus der Hand: Yvonne Catterfeld, Stefan Raab nennt sie gerne den "singenden Karpfen", tritt auf. Im Daisy-Duck-Kostüm singt sie "Volare". Warum denn nur?

20.40 Uhr: In der Fachidioten-Ecke geht es um die Wurst: Thomas Hermanns pappt Yvonne Catterfeld einen "Alles Roger"-Sticker in den Ausschnitt und sagt "1000 Männer beneiden mich - mir macht's nichts aus." Hat er wirklich 1000 Männer gesagt?

20.45 Uhr: DJ Bobo! Wir sprechen über DJ Bobo! Die Bühne habe wie die Umkleide von C & A ausgesehen, als er im Halbfinale rausgeflogen sei, sagt Georg Uecker. Das ist so gemein!

20.50 Uhr: Hoffentlich gibt's bald mal Werbung. Die Scampi verbruzzeln gerade in der Pfanne. Ach, wir sind ja im Ersten, nach 20.15 Uhr. Das heißt: Es gibt keine Werbung in den nächsten fünf Stunden. Roger Cicero brutzelt uns im Backstage-Bereich was vor. We are not amused.

20.55 Uhr: Das Wort zum Sonntag muntert uns auf. Ein Pastor im rosa Strickpulli, im Hintergrund quiekt eine Ente, beamt sich vom See in die Fußgängerzone von Lübeck und spricht von der Sprache der Herzen, wie sie heute auch in Helsinki gesprochen werden soll. Wir sind entzückt.

21 Uhr: Jetzt geht's los: "Hoffentlich haben Sie sich nicht zu sehr erschreckt", kommentiert Peter Urban den Auftritt von Vorjahressieger Lordi. Wieso denn?

21.10 Uhr: Bosnien-Herzegowina: "Wir lieben es, über Trauer und Schmerz zu singen", hat Sängerin Maria Sestic gesagt. Aber muss es gleich so üppig sein?

21.15 Uhr: Spanien: Eine wild gewordene weiß getünchte Boyband muss ausbaden, was Las Ketchup im vergangenen Jahr dem spanischen Nationalstolz mit dem 21. Platz angetan hat. Und wir mit ihr.

21.20 Uhr: Weißrussland macht einen auf Bond: Liebesgrüße aus Minsk. Der Kommentator zu Dimitry Koduns Auftritt: "Bond wäre schön, aber es reicht nur für Barbies Ken." Wir wussten, der Mann ist eine Spaßkanone.

Wo ist DJ Bobo?

21.25 Uhr: Wer hätte es gedacht, Finnland fährt mit Hanna Pakarinen düsteren Rock auf. Kein Wunder, in einem Land, in dem es kaum Sonnenlicht gibt, kann man ja nur Gothic-Rock-Fan werden. Die Menge flippt aus und wir mögen die Dame in schwarz auch ganz gern. Aber eigentlich mögen wir ja niemanden außer DJ Bobo, der ist abgefeimter als jede finnische Rockerin es je sein könnte.

21.28 Uhr: Wir wollen die Frau im schwarzen Kleid zurück! Barbie wird aus dem Publikum herausgepickt und soll die Moderation übernehmen.

21.40 Uhr: Wir übergehen die zweite Barbie aus Mazedonien und vermelden, dass die Opernsängerin aus Slowenien unsere offizielle Favoritin wird. Mehr gibt es dazu nicht zu sagen.

21.42 Uhr: Ein Teil der Redaktion verschluckt sich vor Lachen an den Scampi, da Ungarn erst mal einen Koffer abstellt. Der andere Teil versteht nur Bahnhof. Damit genug der unterirdischen Schenkelklopfer, fürs erste.

21.47 Uhr: Wieso sind die Auftritte eigentlich so kurz? Wir kommen mit dem Tickern gar nicht nach. Schon haben wir Griechenland und Litauen unter den Tisch fallen lassen. Dabei müsste doch der Anspruch sein, jeden einzelnen Auftritt zu kommentieren, musikhistorisch zu bewerten und seine Aussichten auf einen Sieg einzuordnen. Und jetzt ist Georgien auch schon passé. Aber wir stehen in Konkurrenz zu Kommentator Peter Urban, das macht die Sache schwierig. Wer The Ark aus Schweden mit David Bowie vergleicht, spielt schon in einer ziemlichen hohen Liga.

22 Uhr: Frankreich, wir lieben Dich! Der Auftritt von Les Fatals Picard ist so vollkommen pink und mit Katze auf der Schulter - uns fehlen die Worte. In der Truppe fehlt nur noch DJ Bobo zum Glück.

22.08 Uhr: Kurz eingeschlafen, Verzeihung. Ein paar Schornsteinfeger aus Lettland haben uns in den Schlaf gesungen. Aufgewacht beim Auftritt von Tatu - aber die waren doch nur zu Zweit? "Scharfer Konkurrent in braven Schuluniformen" nennt Peter Urban die Girl-Band, die dann doch nicht Tatu ist, sondern Serebro aus Russland.

22.12 Uhr: Hurraaaaaaaaaaaaa! Luftschlangen wirbeln durch die Luft, wir tragen Papphüte, schwenken bunte Fähnchen, wälzen uns als Polonaise durch die Redaktionsräume, die Stimmung kocht - Schnitt: Roger Cicero tritt auf. Plötzlich wissen wir: Deutschland wird nicht gewinnen. Trotz einem fantastischen Auftritt des Swing-Charmeurs wird uns klar: Frauen regieren wirklich die Welt! Keiner kann gegen unsere slowenische Opern-Favoritin ankommen!

22.16 Uhr: Achtung, die Nachrichtenagentur DPA meldet, Zitat: "Roger Cicero hat beim Eurovision Song Contest am Samstagabend einen soliden und stilvollen Auftritt hingelegt. Im schneeweißen Anzug mit passendem Hut präsentierte er seinen Swing-Song "Frauen regier'n die Welt". Die 9000 Zuschauer in der Helsinki Arena klatschten begeistert Beifall. Die Bühnendekoration versprühte Las-Vegas-Flair, der Name Roger Cicero prangte in großen glitzernden Lettern auf der Leinwand im Hintergrund. Allerdings ließ der routinierte und professionelle Auftritt einen echten Kracher vermissen - vor allem im Vergleich zu dem russischen Mädchen-Trio Serebro, das direkt vor Cicero auftrat. Das fetzige Russen-Lied "Song #1" in Spice-Girls-Manier ging so richtig ab." Huch, da haben wir wohl was verpasst.

22.26 Uhr: Wir sind geblendet! Ein Stern am Himmel der Drag Queens ist soeben aufgegangen. Hossa, schmeißt die Gläser an die Wand! Zu russischem Beat hoppelt und trällert Vera Serducha die Slowenin Alenka Gotar vom Bestimmt-Sieger-Sockel. Wir gehen durch Höhen und Tiefen: Unmittelbar darauf folgt "Eurotrash" pur. Die Stewardessen Scooch aus Großbritannien nehmen uns mit auf einen kitischig tuntigen Flug um die Welt. Wo ist DJ Bobo? Rette uns!

22.32 Uhr: Kurzzeitig erblindet ob des farbenfrohen Großbritannien-Auftritts, wollen wir uns kurz erholen - geht nicht: Shakira bläst uns um. Sie heißt in Bulgarien Elitsa Todorova, steht mächtig im Wind, und was sie singt, das ist egal. Wir sind mitgerissen.

22.40 Uhr: Da hat sich jemand aber einen schlechten Scherz mit Armenien erlaubt: Im Hintergrund hängt Klopapier im im rot erleuchteten Herzchen-Baum. Nicht fair, das. Dabei ist Sänger Hayko mit so viel Herzblut bei der Sache, das ihm im rechten Moment aus dem blütenweißen Hemd tropft.

22.45 Uhr: "Sie muss doch gar nicht ihr Hübsches von ihrem hübschen Gesicht ablenken", sagt Peter Urban über Natalia Barbu aus Moldau. Könnten wir nicht besser formulieren.

22.50 Uhr: Der Countdown läuft: Nur noch zwölf Minuten zum Abstimmen. Wir können im Schnelldurchlauf noch mal sehen, wen wir alles verpasst haben - und darüber sinnieren, ob es einen Sieger geben kann heute Abend. Was sind die Kriterien? Ginge es nach Bühnenpräsenz, müsste ganz klar DJ Bobo der Sieger sein. Wären Sangeskünste das Kriterium, bekäme Natalia Barbu den Preis, ginge es um gute Laune, müsste Serbien an erster Stelle stehen, nach Sympathie-Punkten wäre Kenan Dogulu aus der Türkei der Favorit, den Preis für Langeweile bekäme die Drag-Queen Verka Serduchka.

23.59 Uhr: Andere Länder senden Werbung, Deutschland sendet den Schnelldurchlauf einfach noch ein sechzehntes Mal. Ein Hoch auf die Rundfunkgebühren.

23.05 Uhr: Am Auftritt von Apokalyptika zerbrechen Ehen - oder Redaktions-Duos: "Guck mal, eine Trapezkünstlerin! Und noch eine! Und so viel Glitter und Artisten und Feuer! Können wir bitte noch erwähnen, dass Apokalyptika toll ist?", entzückt sich die eine Hälfte atemlos. Die andere verschließt angewidert die Augen vor dem Mann, der aus einer schleimigen Glibberblase schlüpft, um eine Neonröhre zu verschlucken. Gab es dazu auch Musik?

23.15 Uhr: DJ Bobo ist nicht aufgetaucht, wir köpfen schon mal den Sekt. Kann sich nur noch um Stunden handeln, bis das Ergebnis fest steht.

23.35 Uhr: Wir ziehen den Hut vor Blairs "gratest nation on earth", die wacker mit 0 Punkten den hintersten Platz verteidigt. Das ist wahre Würde. Währenddessen rangiert Deutschland ungefähr auf dem schlechtesten Platz, den es gibt: Kein Fisch, kein Fleisch, auf Platz 19.

23.40 Uhr: Thomas Herrmanns vergibt im Roger-Cicero-Look zwölf Punkte aus Deutschland an die Türkei. Wir bewundern die Grafiker des Eurovision Song Contests für ihre sytlischen 70er-Jahre-Pril-Blümchen-Grafik, die die sterbenslangweilige Punktevergabe recht ordentlich aufpeppt.

23.45 Uhr: Peter Urban bedauert die Schweiz: Es sei schwer zu verstehen, dass DJ Bobo schon in der Vorrunde rausgeflogen sei - aber dies sei eben eine Telefonabstimmung. Wir gehen konform.

23.50 Uhr: Es findet kein Ende. Wer war nochmal Serbien? Scheint zu gewinnen. Russland stimmt ab. Putins neue Frisur steht ihm ganz gut.

00.02 Uhr: Serbien ist Sieger.

00.05 Uhr Schade, dass die Ukraine nicht gewonnen hat, das hätte die besseren Bilder gegeben. Die Ukraine ist der Sieger unserer Herzen.

00.10 Uhr: Wer also ist der Sieger: Eine Serbin, die gar nicht mal so gut gelaunt ist. Aber das macht uns nichts, denn wir sind voller Freude: Soeben haben wir bemerkt, dass Deutschland doch seinen Teil des Sieges am Eurovision Contest davon trägt, weil sich die Kessler-Zwillinge erstaunlich professionell, weil unbemerkt, in die Serbien-Combo gemischt haben. Warum bloß ist das niemandem vorher aufgefallen? Ist die Wahl nun ungültig?

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