Little Britain:Nur ein kleiner Fleck

Couch

Der Fleck auf dem Sofa stammte unzweifelhaft von einem Kugelschreiber. Es war also klar, dass er absolut unentfernbar war.

(Foto: iStockphoto)

Schlicht soll es sein und bequem, von außergewöhnlicher Schönheit und nicht zu groß - gerade so, dass es noch durch die Tür passt. Und außerdem nicht zu teuer! Unser Kolumnist macht sich auf die Suche nach einem neuen Sofa.

Von Christian Zaschke, London

Das Sofa war von außergewöhnlicher Schönheit. Ich hatte es im Internet erspäht und war anschließend durch halb London bis zum Ausstellungsraum der Sofafirma gefahren. Nun stand ich tief im Westen und schaute es an. Dies, beschloss ich, sollte das neue Wohnzimmersofa sein. Es war schlicht und bequem, es hatte genau die richtige Größe und war außerdem im Angebot. Ich strich über den Stoff. Dann entdeckte ich den Fleck.

Vor Kürzestem bin ich umgezogen. Es war der heißeste Tag des Jahres, was die Umzugsmänner nicht anfocht. Es waren fünf, jeder so breit, dass er nur quer durch die Tür passte. Sie klingelten um sieben Uhr morgens, trugen meine Sachen schwitzend aus dem obersten Stockwerk eines roten Mehrfamilienhauses, fuhren schwitzend 200 oder 300 Meter die Straße entlang und trugen den ganzen Kram schwitzend ins oberste Stockwerk eines weißen Mehrfamilienhauses. Das alles dauerte 13 Stunden, und es ist keine Übertreibung zu sagen, dass am Abend das ganze Viertel nach dem Schweiß der Umzugsmänner roch.

Als sie fertig waren, tranken sie Orangensaft aus kleinen Flaschen und aßen mit Gewürzhuhn belegte Sandwiches. Dann stiegen sie in ihren Laster und fuhren in ihr Dorf zurück, das zwei Stunden von London entfernt liegt und dessen Namen ich leider vergessen habe. Es waren die stärksten Männer, die ich je gesehen habe. Alles war perfekt, nur im Wohnzimmer war eine Ecke leergeblieben, die mit einem neuen Sofa gefüllt werden wollte.

Großer Gott, dachte ich, was ist das für ein schönes Sofa.

Ich sah mir den Fleck genauer an. Es war ein knapp drei Zentimeter langer Strich. Er stammte unzweifelhaft von einem Kugelschreiber, was bedeutete, dass er unentfernbar war. Ich habe zwar einige Erfahrung mit unentfernbaren Flecken, was ich gar nicht weiter ausführen möchte, aber ich wollte definitiv kein Sofa mit Kulifleck. Genau so erklärte ich es der Verkäuferin, die verständnisvoll nickte. "Kein Problem", sagte sie, "wir haben genau dieses Sofa noch einmal auf Lager. Brandneu. Ohne Fleck." "Und das ist auch im Angebot?", fragte ich. Sie nickte.

Die Verkäuferin schwatzte mir noch eine überteuerte Schutzbehandlung für den Bezug auf, dann ließ ich von meinem Konto so viel Geld abbuchen, wie der Daimler-Chef in vier Jahren verdient, und schon war ich Besitzer des Sofas. Lieferung am nächsten Tag.

Zwei schmächtige Typen, die nebeneinander durch die Tür passten, wuchteten das Sofa in die neue Wohnung, sie stießen nur zwei-, dreimal an die frisch gestrichenen Wände. Großer Gott, dachte ich, was ist das für ein schönes Sofa. Den schmächtigen Männern drückte ich ein Trinkgeld in die Hand und schloss die Tür hinter ihnen. Nachgerade liebevoll strich ich über den schutzbehandelten Stoff. Dann entdeckte ich den Kulifleck.

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