Little Britain:Dream Team für den Schnauzer

Anthony Kiedis, Sänger der US-Band Red Hot Chili Peppers, trägt seit geraumer Zeit einen Schnauzer - und sieht tatsächlich gut aus damit. Mit einem so dämlichen Bart gelingt das nur ganz wenigen Menschen. Genaugenommen nur Tom Selleck (Magnum), Frida Kahlo (Mexiko) und Herrn Schmitz (Deutsch/Geschichte).

Christian Zaschke

Als ich in dieser Woche mal die Gute-Ideen-Notizzettel durchschaute, fand ich einen, auf dem stand: "Kiedis, Schnauzer". Anthony Kiedis ist Sänger der amerikanischen Band Red Hot Chili Peppers und trägt tatsächlich seit geraumer Zeit einen Schnauzer. Das ist allerdings nicht so scharf beobachtet, dass es als gute Idee durchgeht. In der Tat kann ich mich beim besten Willen nicht daran erinnern, warum ich die Notiz geschrieben habe.

Konzert Red Hot Chili Peppers

Auch wenn der Schnäuzer dämlich ist, so muss man es erst einmal schaffen, damit trotzdem nicht lächerlich zu wirken.

(Foto: dpa)

Das wiederum liegt vermutlich daran, dass ich ein Alter erreicht habe, in dem das Hirn sich nur noch was merkt, wenn es ihm grad in den Kram passt. Oft ist das frustrierend, aber manchmal auch ganz okay: Bücher von Philip Roth habe ich schon vergessen, während ich sie noch lese.

Kiedis' Schnauzer ist insofern interessant, als sein Träger trotz allem immer noch ziemlich gut aussieht. Das ist durchaus eine Leistung, denn mit einem dämlichen Schnäuzer immer noch ziemlich gut auszusehen, gelingt nur ganz wenigen Menschen auf der Welt. Genaugenommen nur Tom Selleck (Magnum), Frida Kahlo (Mexiko) und Herrn Schmitz (Deutsch/Geschichte).

Was wäre das für eine Supergruppe: Kiedis, Selleck, Kahlo und Schmitz. Sie könnte für den Schnauzer sein, was Crosby, Stills, Nash und Young für den Folk Rock waren. Aber leider ist Kahlo lange tot, Selleck zu beschäftigt, Schmitz hat heute einen Vollbart, und Kiedis überlegt, wie er ohne John Frusciante nochmal ein vernünftiges Album zustande bringt.

Frusciante spielte bei allen wichtigen Alben der Red Hot Chili Peppers die Gitarren. 2008 hat er sich überlegt, dass er künftig lieber alleine spielen will. Es ist, als hätte Thomas Pynchon die Schriftsteller-Supergruppe Pynchon, Morrison, DeLillo und Ford verlassen, und die verbliebenen drei hätten aus Versehen Philip Roth als Ersatz angeheuert.

Immerhin fiel mir irgendwann wieder ein, bei welcher Gelegenheit ich "Kiedis, Schnäuzer" aufgeschrieben hatte. Die Red Hot Chili Peppers traten vor einigen Wochen in einer englischen Talkshow auf und saßen in einer freundlich unarrogant lässigen Weise im Studio herum, die ohne Beispiel ist. Sie sind jetzt alle um die 50, nur der neue, erst 31 Jahre alte Gitarrist war ein bisschen präpotent. Die übrigen Männer, so schien es, hatten trotz früher Exzesse heiter und ziemlich nebenbei all die Jahre angehäuft. Es wirkte wie das Gegenteil der furchtbaren Vorstellung vom "Altern in Würde": ein wunderbares Bild, in dem nur Kiedis' Schnauzer aussah wie nachträglich hineingemalt.

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