Im vergangenen Jahr hatte die Schwedische Akademie wenig Glück mit ihrer Entscheidung, dem Singer-Songwriter Bob Dylan den Literaturnobelpreis zu verleihen. Vor allem der Preisträger selbst, dessen Wortkunst sich aus ihrer Einheit mit Musik und Gesang nicht herauslösen lässt, reagierte mit der Brüskierung der Akademie. Nun hat sie einen bedeutenden Schriftsteller ausgezeichnet, der auf sehr eigene Weise gegenwärtige Weltliteratur verkörpert. In dem britischen Autor Kazuo Ishiguro rumoren die Kriege und Katastrophen des vergangenen Jahrhunderts, die Entgrenzungen der Nationalstaaten in einer zunehmend vernetzten Welt, die technischen Fantasien der jüngsten Wissenschaft und die Figuren und Genres der Weltliteratur bis hinab zu den ältesten Mythen. Und nicht zuletzt das japanische und westliche Kino, klassische Musik, Jazz und Rock, und natürlich auch die Stimme von Bob Dylan.
Literaturnobelpreisträger Kazuo Ishiguro:Der Geschichtenerzähler
Eine träumerische, bedrückende Atmosphäre fasziniert die Leser von Kazuo Ishiguro. Der Autor von "Was vom Tage übrig blieb" und "Alles was wir geben mussten" erhält zu Recht den diesjährigen Literaturnobelpreis.
Von Lothar Müller
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