Literaturfest:Zwischenstation Sehnsucht

Elke Schmitter und ihre zweite Bänkelbar im Hofspielhaus

Von Yvonne Poppek

Genaugenommen beginnt die Bänkelbar natürlich viel früher als im Programm verzeichnet. Nämlich an der Bar des Hofspielhauses. Da stehen sie alle zusammen, die Literaten und Musiker, die Elke Schmitter, Kuratorin des Forum:Autoren, eingeladen hat, und die übrigen Gäste, die zum Zuhören gekommen sind. Sie erzeugen gemeinsam den vielfältigen Klang, den die Bänkelbars ja transportieren sollen. Eine einstimmende Kakofonie in dieser kleinen Kellerspielstätte. Vielleicht geht es bei den Gesprächen auch um Sehnsucht, das Thema an diesem Abend. Dazu hat Schmitter ganz unterschiedliche Protagonisten auf der kleinen Bühne versammelt, die in kurzen Auftritten ein dreistündiges Programm kreieren, das über Überwältigung funktioniert. Überwältigung durch Masse, durch Konfrontation, durch wilde Kombinationen und zum Ende hin auch durch Erschöpfung - die Stuhlreihen lichten sich zusehends, man fängt schon an zu befürchten, dass sich Anzahl der Mitwirkenden und der Zuhörer annähert.

Derweil hat Elke Schmitter das Programm sicher als Ganzes gedacht. Jeder Auftritt ist selbst Teil einer Klangfolge, die schließlich ein Sehnsuchtsrauschen ergibt. Zusammengefügt ist es etwa aus den englisch-maorischen Gedichtvertonungen der neuseeländischen Sängerin Hinemoana Baker. Danach haucht Schmitter mit rauer Stimme ihre ins Englische übertragenen Gedichte von der Bühne, begleitet sich selbst mit perlenden Tonfolgen am Piano. Dann darf Joachim Sartorius die intellektuelle, klassisch gebildete Rolle ausfüllen und seine Gedichte vortragen, die sich etwa aus der griechischen Mythologie speisen. Und darauf folgt Romano Sole, der mit einer Mischung aus traditionell dalmatinischer Musik und Soul auf Kroatisch von Liebe und Familie singt. Gegensätze sind hier absolut gewollt, Leichtes trifft auf Tiefgedachtes, das eine entblößt bisweilen das andere, alles erzeugt aber natürlich den von Schmitter gewollten Klang.

So geht es auch im zweiten Teil mit dem wunderbar auf der Bühne parlierenden Michael Krüger weiter oder dem in seiner Heimat politisch verfolgten Kameruner Enoh Meyomesse und seiner berührenden Lyrik. Dass auch noch Schumann-Lieder, Bob Dylan und Swing hinzukommen, bindet um das Ganze noch eine weitere Schleife. Ob zur Sehnsucht wohl auch Überfütterung gehört?

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