Literaturfest:Starke Sprache

Elnathan John mit seinem Debütroman im Literaturhaus

Von Franziska Rentzsch

München - Selten war ein Autor beim Literaturfest wohl so aufgeregt, seinen eigenen Text vorzulesen. "Tun Sie bitte so, als wäre es super", sagt Elnathan John noch. Dann wippen seine Füße nervös unter dem Tisch, der Finger gleitet im Buch von Satz zu Satz. Als es geschafft ist, fächelt er sich Luft zu, lacht erleichtert ins Publikum. Der nigerianische Autor hat gerade eine Text-passage auf Deutsch gelesen. Erst seit Kurzem lernt er die Sprache, will seine Übersetzerin auf der Bühne aber jetzt schon unterstützen. Denn die Macht einer gemeinsamen Sprache ist es, die Elnathan John antreibt, die ihn beim Schreiben am meisten interessiert, wie er sagt. In seinem Debütroman "An einem Dienstag geboren" ist es Dantala, ein Junge von der Straße, der versucht, sich selbst Englisch beizubringen. Mit der sprachlichen Neugier hat ihm Elnathan John die Kraft zugeschrieben, seine Umgebung ganz genau zu reflektieren. Genauer vielleicht, als es seine Freunde tun, die wie er vor der Frage stehen, ob sie dem islamistischen Terror folgen oder einen anderen Weg einschlagen sollen. Dabei findet Dantala Zuflucht in einer Moschee und in dem Gebetsruf "Allahu Akbar", der es vermag, ihn weit weg von allem zu tragen, "an einen dunklen, friedlicheren Ort". Ein Gefühl, das an diesem Abend ganz besonders ankommt, als auch Elnathan John von der deutschen Lektüre in einen wunderschönen sonoren Gebetsgesang übergeht und Dantala im Literaturhaus seine Stimme leiht. Beim einen vertreibt es "allen Schmerz, alle Angst", beim anderen wohl auch den letzten Anflug von Nervosität.

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