Literatur:Was SZ-Leser im Herbst lesen

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"Heute ist die Begegnung mit diesem Buch für mich der Beweis dafür, dass Bücher uns nicht deshalb prägen, weil sie 'literarisch wertvoll' sind, sondern weil wir sie zur richtigen Zeit in die Hände bekommen", schreibt eine Leserin. (Foto: ohn-Mark Kuznietsov/Unsplash.com)

Gruselmärchen gegen die Angst, buddhistische Geschichten für mehr Gelassenheit oder Ratgeber für Schlagfertigkeit: Leserinnen und Leser verraten ihre Lieblingsbücher.

Bei Literatur - wie bei jeglicher Art von Kunst - können die Meinungen von Kritikern und Lesern ziemlich weit auseinandergehen. Wir haben Leserinnen und Leser nach ihrer Lieblingslektüre gefragt - und überraschende Übereinstimmungen festgestellt. In ihren Empfehlungen schildern die Leserinnen und Leser, was sie mit dem jeweiligen Buch verbinden und warum es sie besonders berührt hat. Eine Auswahl aus mehr als 150 Büchertipps.

Ein wenig Leben von Hanya Yanagihara

"Es geht um eine Freundesgruppe und ihr Leben über die Jahre hinweg. Einerseits wird jede Person einzeln beleuchtet und man versteht mit jeder Seite mehr, wie und warum die Person handelt wie sie es tut. Jeder hat sein eigenes Päckchen zu tragen und eigene Probleme. Der Fokus jedoch liegt auf Jude, der mit dem Trauma einer schweren und kaum existenten Kindheit zu kämpfen hat. Immer weiter wird man in die Tiefe seiner Psyche gezogen. Seit langem das erste Buch, das mich zum Überlegen angeregt hat, über Freundschaft, Liebe, Leben, Tod und wofür es sich lohnt zu leben." ( M. Wolf, 21 Jahre)

Die Geschichte der Bienen von Maja Lund

"Jeden Sommer steht oben auf der To-do-Liste ein Buch zu lesen. Dieses Jahr war es schwierig: zu viele Konflikte und Krisen. Ich hatte Lust auf einen schönen Roman. Da fiel mir dieses Buch in die Hand. Fesselnd und ganz anders: etwas zwischen Historie und Gesellschaftsdystopie nach George Orwell. Drei Schicksale und das verbindende Element der Bienen. Kurzweilig, unterhaltsam, nachdenklich stimmend." ( Anja, 32 Jahre)

Das größere Wunder von Thomas Glavinic

"Ein Roman voller Weisheit über die Liebe, das Leben und den Tod. Protagonist Jonas ist immer wieder mein Begleiter in schwierigen Zeiten. Sein Weg auf den Mount Everest gleicht der Gratwanderung seines Lebens, das in Rückblenden erzählt wird: immer extrem, immer am Abgrund. Hungrig, liebend, aber auch einsam. Jonas erkennt, dass 'man liebt um die Kälte zu vergessen und den Winter zu vertreiben'. Mir wird es da ganz warm ums Herz." ( Laura K., 25 Jahre)

Die Kuh, die weinte von Ajahn Brahm

"Ein Buch von einem buddhistischen Mönch, in dem man durch verschiedene Kurzgeschichten einen anderen Blickwinkel auf den Alltag, die eigenen Emotionen und das Leben allgemein erhält. Ohne zu missionieren oder Verhaltensvorgaben zu geben, erzählt Brahm Geschichten, die jeden individuell ansprechen und helfen, empfundene Wut und Unzufriedenheit zu hinterfragen. Weniger Hass und mehr Gelassenheit sind die Dinge, die wir in Zeiten von Facebook, Shitstorms und der Spaltung der Gesellschaft gut gebrauchen können." (Anonym)

Mut zur Freiheit von Yeonmi Park

"Bei all den Witzen, die über den kleinen dicken Kim Jong-un gemacht werden, vergisst man schnell wie viel Leid in Nordkorea immer noch passiert. Und vor allem, dass auch die Nachbarstaaten keinerlei Hilfe leisten." (Stefanie M., 31 Jahre)

Buchbranche
:Was verdient man als Schriftsteller eigentlich so?

Unser Autor wird oft mit irren Vorstellungen vom Buchmarkt konfrontiert. Er sagt: Weit gefehlt - und nennt Zahlen.

Von Patrick Spät

Das achte Leben (Für Brilka) von Nino Haratischwili

"Das Buch hat mich gefesselt und mir gezeigt, wie sehr die Menschen voneinander abhängig sind. Und es hat mir geholfen, die Menschen der ehemaligen Sowjetunion besser zu verstehen und meine Geschichte als Bürger der DDR besser einordnen zu können. Viele meiner Freunde aus dem Westen tun sich schwer damit. Leider. Wir können viel voneinander lernen!" (Anonym)

Der alte König in seinem Exil von Arno Geiger

"Ein tief berührendes Buch. Wunderschön geschrieben. Eine Hommage eines erwachsenen Sohnes an den Vater, der an Alzheimer und Demenz erkrankte und sich und alles andere langsam vergisst. Ein aufrichtiges Buch, und nie schwülstig und kitschig. Ich hoffe, es wird noch viele Leser finden." (Uschi S.)

Alles Licht, dass wir nicht sehen von Anthony Doerr

"Zweiter Weltkrieg. Der Roman erzählt von Marie-Laure, einem blinden französischen Mädchen, das mit ihrem Vater aus dem besetzten Paris zu ihrem exzentrischen Onkel und dessen Haushälterin nach Saint-Malo flieht, einem kleinen Dorf an der Küste. Hunderte Kilometer entfernt wächst der deutsche Waisenjunge Werner in einem Heim auf, er ist ein Technik-Genie, was ihm schon bald einen Platz in einer Napola und später in einer Wehrmachtseinheit einbringt. So unterschiedlich diese beiden Menschen auch sind, ihre Schicksale sind miteinander verwoben. Doerr schafft eine wundervolle Atmosphäre mit seinen Worten, schreibt teilweise lyrisch, doch nie kompliziert, entfaltet eine Leichtigkeit, die einen ganz eintauchen lässt. Er spinnt eine spannende Geschichte, die auch die in Kriegsromanen häufigen Gut-Böse-Kategorien aufbricht. Seine zentralen Protagonisten werden als komplexe Wesen dargestellt, die ein tiefes Verständnis von Beweggründen und Begründungen für ihre jeweiligen Lebenswege ermöglichen." (Melanie K., 32 Jahre)

Yaotaos Zeichen von Yimeng Wu

"Das Buch könnte in die heutige Zeit gar nicht besser passen. Es handelt von einem Mann, der in den dreißiger Jahren von China als 'Flüchtling' nach Frankreich kommt, dort anfänglich u.a. Kultur- und Sprachschwierigkeiten hat und sich bemüht anzukommen. Er lernt eine nette Französin kennen, die ebenso interessiert ist an der fernöstlichen Sprache und Kultur, sie verlieben sich, reisen auch mal gemeinsam nach China. Erzählt wird die Geschichte allerdings von der Urenkelin Lucie, die eines Tages auf dem Dachboden ihrer Großeltern einen Koffer mit geheimnisvollen chinesischen Zeichen findet. Die Zeichen erzählen ihr die Geschichte des Urgroßvaters Yaotao. Eine auf historischen Tatsachen beruhende chinesisch-französische Familiengeschichte, die vom Ankommen in einer fremden Kultur erzählt. Aus meiner Sicht absolut zu empfehlen und dabei noch wunderschön illustriert (ein seltenes illustriertes Erwachsenenbuch)." (Tobias H., 28 Jahre)

Die Mitte der Welt von Andreas Steinhöfel

"Das größte Problem mit meinem Lieblingsbuch ist, dass ich es nie zurückbekomme, wenn ich es verleihe. Bestimmt besitze ich mittlerweile das zehnte eigene Exemplar und einige Male habe ich es auch schon aktiv verschenkt. Wovon es wirklich handelt, ist schwierig zusammenzufassen. Es wird oft als Coming-out-Roman oder Jugendroman bezeichnet, was dem Buch keinesfalls gerecht wird. Vielmehr ist es ein Sammelsurium und Zusammenspiel vieler kleiner Geheimnisse und Geschichten. Die zentrale Frage: Wann nimmt ein Geschehnis wirklich seinen Anfang? So liest man von großen Schlachten und kleinen Leuten, von den buntesten und größten Bonbons der Welt, von Schulkellern, nächtlichem Baden im See und Kartoffelsäcken in Särgen. Mal mit kindlichen Augen, mal mit der Härte des Erwachsenwerdens. Es handelt von Vorurteilen, Liebe, Freiheit, Verrat und Betrug, der ganzen Grausamkeit und doch Schönheit des Lebens. Und jedes einzelne Mal, wenn ich dieses Buch in den vergangenen 15 Jahren gelesen habe, habe ich es mit anderen Augen gesehen. Kurz: ein Buch fürs Leben, das jeder gelesen haben sollte." (Betty, 26 Jahre)

Roman eines Schicksallosen von Imre Kertész

"Das Buch ist zwar immer wieder erschreckend, aber die Themen (Ausgrenzung, Diskriminierung etc.) sind derzeit wieder sehr aktuell. Der Roman wird aus der Perspektive eines Kindes erzählt und das zeigt die Absurdität der Vorgänge zur Zeit des Nationalsozialismus auf besonders beeindruckende Weise." (Anonym)

​ Die unerträgliche Leichtigkeit des Seins von Milan Kundera

"Ein Buch wie kein zweites, das die Ambivalenz zwischen unserer Suche nach vollkommener Liebe und der Unerträglichkeit eben dieser aufzeigt, wenn das selbstzerstörerische, nach Freiheit lechzende Ich seinen eigenen Weg einschlägt. Kunderas Sprache verzaubert in ihren schönen Momenten und lässt tiefe Löcher in einem zurück, wenn sie Trauer und Verletzung in Worte fasst. Der Roman ist Philosophie, Philosophie über Liebe, Sexualität, Freiheit, Partnerschaft und die ewige Wiederkehr." (Ernst R., 34 Jahre)

Im Westen nichts Neues von Erich Maria Remarque

"In diesem Buch steckt viel Wahrheit, die einen fragen lässt, wie es heute noch möglich ist, eine bewaffnete Auseinandersetzung einer diplomatischen Lösung vorzuziehen. Es zeigt die ganze Grausamkeit und Sinnlosigkeit des Krieges. Ein Buch, das mich wirklich bewegt, wenn nicht sogar verändert hat." (Lisa, 24 Jahre)

Doktor Faustus von Thomas Mann

"Die Komplexität und Tiefgründigkeit des Protagonisten, das Leiden an seiner Einsamkeit und Intellektualität, sein anziehendes und verstörendes Apartsein, das letztliche Verschreiben der eigenen Seele an den Teufel, weil das eigene Werk aus Unzulänglichkeit als wichtiger und höher als Glücklichsein erachtet wird. Thomas Manns abgründiges Verständnis von Leiden, Weltschmerz, Einsamkeit beeindrucken mich zutiefst und halten mir immer vor Augen, welch tiefe Menschenkenntnis er besaß und wie eindringlich und intensiv er die Verdächtigkeit des Seins erkannt haben muss. Und doch keimt zum Schluss - insbesondere vor dem Hintergrund zweier Weltkriege - in aller Verzweiflung eine Art Hoffnung." (Lena B., 22 Jahre)

Besser von Doris Knecht

"Es ist ein Roman über die Lebensgeheimnisse einer Frau in der Mitte der Gesellschaft - aber eigentlich ist es ein Roman darüber, dass wir alle mit unserer Vergangenheit und unseren Lebensgeheimnissen leben müssen, leben können und leben dürfen." (Gesa W., 40 Jahre)

Die Bücherdiebin von Markus Zusak

"Das Buch, in das ich förmlich versunken bin, das mich richtig zum Schluchzen gebracht und nachdenklich zurückgelassen hat, habe ich vor etwa sieben Jahren gelesen. Es ist nicht nur ganz besonders geschrieben, sondern behandelt auch eine sensible Thematik, basierend auf einer echten Geschichte. Markus Zusak beschreibt das Leben der kleinen Liesel, die sich mit Max anfreundet. Mit Max, der bei ihrer Familie im Keller versteckt lebt, weil er Jude und es 1943 ist ." (Lena, 27 Jahre)

Der Klippenspringer von Barbara Corsten

"Eine Geschichte, die mich von der ersten bis zur letzten Seite mitgerissen und tief berührt hat. Im Gegensatz zu vielen anderen Büchern spielt die Geschichte nicht in Amerika, sondern im heutigen Kroatien; um genau zu sein in einem kleinen, armen Fischerdorf. Für den jungen Ante ist jeder Tag ein Kampf; nicht nur um die Existenz, sondern viel mehr um seiner Identität willen, denn Homosexualität hat in der rückständigen Gemeinschaft jenes abgelegenen Ortes keinen Platz. Schläge und Demütigungen sind Bestandteil seines Lebens. Eines Tages begegnet er Kristijan und das Blatt scheint sich zu wenden. Ich war fasziniert von dem exotischen und so real beschriebenen Schauplatz. Ein wundervoller Hintergrund für eine herzzerreißende Geschichte mit unzähligen Höhen und Tiefen, geschrieben in einem außergewöhnlichen, prosaischen und lebendigen Schreibstil." (M. K., 38 Jahre)

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Kommentar von Thomas Steinfeld

Der Schatten des Windes von Carlos Ruiz Zafón

"Es ist ein ziemlich langer Roman, aber es wird einem beim Lesen nie langweilig und die Geschichte ist so packend, dass man die ganze Nacht durchlesen möchte. Je weiter man liest, desto komplexer wird die Geschichte und desto mehr Facetten bekommt sie. Die Charaktere sind unglaublich, man kann sie sich super vorstellen und sie kommen einem so real vor, als würden sie dir die Geschichte von Angesicht zu Angesicht erzählen. Die Geschichte spielt im Barcelona der Franco-Ära und folgt dem Leben von Daniel Sempere, der auf dem 'Friedhof der Vergessenen Bücher' ein Exemplar der Buches 'Der Schatten des Windes' findet und sofort in den Bann der Geschichte gerät. Er macht sich auf die Suche nach dem verschollenen Autor des Buches, Julián Carax, und deckt über die Jahre eine Tragödie auf. Dieses Buch lässt einen nicht mehr los, nicht mal nach dem Lesen. Du fieberst mit den Charakteren mit und deine Augen wollen die Seiten einfach nicht verlassen, egal wie müde du bist. Dieses Buch nimmt einem den Atem und kann einen seine Umgebung vergessen lassen, selbst wenn man in einer viel zu kleinen Flughafenhalle mit viel zu vielen quasselnden Menschen sitzt." (Sini S., 15 Jahre)

Und immer wieder die Zeit von Alan Lightman

"Ein Buch, das sich am für den Menschen Unvorstellbaren versucht, an anderen - nicht linear vorwärts laufenden - Konzeptionen von Zeit. Ein zusammenhängendes Narrativ gibt es in dem Buch nicht wirklich, lediglich - wie der Titel besagt - eine Aneinanderreihung von isolierten, fiktionalen Träumen eines jungen Einstein, jeder Traum mit einer anderen Idee, wie Zeit sein könnte (zirkulär, in verschiedenen Geschwindigkeiten in verschiedenen Gebieten usw.). Der Roman ist keine 150 Seiten lang (seine Kapitel/Träume sind auch kurz), aber in dieser Zeit regt Lightman einen unabhörlich zum Nachdenken an. Da in jedem Traum die Wirkung von der jeweiligen Zeitkonzeption auf Menschen durchgespielt wird, schafft der Autor es, die Eigenheiten des Menschen zu verdeutlichen. Nachdem man unablässig überlegt, wie man das Leben in den jeweiligen Träumen gestalten würde, führt einem das Buch am Ende die Fragilität und Vergänglichkeit der menschlichen Existenz vor." (Christian K., 21 Jahre)

Interview mit einem Vampir von Anne Rice

"Das Buch fiel mir zum ersten Mal im Regal mit Horror- und Fantasy-Büchern in unserer kleinen Stadtteilbücherei auf. Es war ein Taschenbuch mit deutlichen Gebrauchsspuren; auf dem Cover starrte mich ein mit Fangzähnen versehener Tom Cruise an; die Blätter waren ganz gelb und lösten sich aus dem Einband. Heute ist die Begegnung mit diesem Buch für mich der Beweis dafür, dass Bücher uns nicht deshalb prägen, weil sie 'literarisch wertvoll' sind, sondern weil wir sie zur richtigen Zeit in die Hände bekommen. Als ich das zerfledderte Buch erspähte, war ich gerade dreizehn geworden und hatte den Tod meines Onkels unmittelbar mitbekommen. Er erlitt einen Herzinfarkt beim Reparieren meines Fahrrads und ich fand ihn. Nach dieser Episode hatte sich der Tod - oder besser gesagt die Angst davor - in meinem Alltag breit gemacht. Ich hatte Panikattacken, alles um mich herum war grau und mir war, als würden meine Freunde und ich in getrennten Welten leben. Ich war wie zugefroren. An ein 'normales' Teenagerleben war nicht zu denken, ich kämpfte mich von Tag zu Tag, atmete in Papiertüten und hoffte, dieser Alptraum möge irgendwann einmal vorbei gehen. Vor diesem Hintergrund ist es wahrscheinlich kein Wunder, dass die beiden Vampir-Protagonisten - der lebenshungrige, wenn auch tote Lestat und der schwermütige, ebenfalls tote Louis - mich faszinierten. Schließlich lebten auch sie, so wie ich damals, in einer Welt, die von den übrigen Menschen getrennt war und in der der Tod eine große Rolle spielte. Der Unterschied war, dass sie den Tod als unvermeidbar, natürlich, ja sogar notwendig erlebten - schließlich waren sie ja Vampire. In Interview mit einem Vampir ist das Sterben nicht etwas, was die Protagonisten am Leben hindert, sondern das, was deren Leben erst ermöglicht. Lestat und Louis feiern rauschende Feste, reisen, schließen Freundschaften - all das gerade weil sie tot sind und selber töten. Trotz ihrer Monstrosität sind die beiden menschlich. Sie trauern, zweifeln, lieben, sind mutig oder auch Mal gemein. Sie sind ganz anders als die glattgeschliffenen, sonnenglitzernden Twilight-Vampire, die einige Jahre später populär wurden. Anne Rice thematisiert in ihren Büchern erwachsene Themen, zum Beispiel Homosexualität, Inzest und Pädophilie. Ich glaube deshalb nicht, dass ich Interview mit einem Vampir und andere Romane aus ihrer Vampir-Chroniken-Serie bedenkenlos Dreizehnjährigen empfehlen würde. Aber für mich war es genau das Richtige. Ich weiß nicht warum, aber nachdem ich die letzte Seite des Buches gelesen hatte, konnte ich wieder leichter atmen. Wenn ich wieder Angst bekam, träumte ich mich einfach in Anne Rice' Gruselmärchen hinein, wo der Tod nur ein Teil des Lebens ist und kein Grund zur Angst." (Julia R., 27 Jahre)

Die Schlagfertigkeitsqueen von Nicole Staudinger

"Es geht um Situationen, in denen Schlagfertigkeit gefragt ist - und zwar nicht erst Stunden später, sondern wenn die passende Antwort schnell erfolgen muss. Ich kann das Buch jedem empfehlen, der gerne mal klein beigibt - um des Friedens willen." (Julia H.)

Eine kurze Geschichte der Menschheit von Yuval Noah Harari

"Ein Buch, welches sich an eine der großen Fragen der Geschichte herantraut und dabei erfolgreich, griffig und faszinierend ist: Wie konnte die Menschheit - genauer: wie konnte Homo sapiens - zur unantastbar mächtigsten Spezies des Planeten aufsteigen? Harari zeichnet den Weg des Menschen nach, von den unscheinbaren Anfängen zur global dominierenden Spezies des 21. Jahrhunderts. Dabei schafft er es, einen roten Faden durchzuziehen und den Blick auf das - für ihn - Wesentliche zu lenken: Die Fähigkeit von Homo sapiens, Mythen aller Art zu erfinden - ob Religionen, Staaten oder Firmen - und andere Menschen davon zu überzeugen, dass jene Mythen sich in der Zukunft auszahlen werden. Dieses Alleinstellungsmerkmal und seine weitreichenden Folgen (Neolithische Revolution, Wissenschaftliche Revolution etc.) werden von Harari treffend beschrieben. Das Buch besticht außerdem dadurch, dass es vollkommen undogmatisch geschrieben ist und von menschlichen Konzepten der Evaluation (gut, böse, gerecht etc.) abstrahiert, um herauszustellen, was den Menschen wirklich zum Menschen macht. Das Nachfolgebuch desselben Autors, Homo Deus, ist ebenfalls empfehlenswert, auch wenn dessen These - der Verlust der menschlichen Vormachtstellung an künstliche Intelligenz - provokativer und streitbarer daherkommt." (Christian K., 21 Jahre)

23 Lügen, die sie uns über den Kapitalismus erzählen von Ha-Joon Chang

"Chang ist Ökonom an der Universität in Cambridge und studierte jahrelang, was unser Wirtschaftssystem, den Kapitalismus, eigentlich ausmacht. Besonders genau sah er sich Argumente von liberalen Ökonomen und Politikern an, die das jetzige System besonders gut finden. Er entdeckte viele Mythen, die von dieser Seite immer wieder wiederholt werden, sodass ein Normalsterblicher gar nicht draufkommt, dass die Aussagen teils völlig falsch sind. So räumt Chang gleich am Anfang mit dem Mythos auf, dass wir uns in einer "freien" Marktwirtschaft befinden, deren Freiheit allerdings von staatlicher Regulierung bedroht wird. Chang zeigt auf, dass jeder Markt heutzutage in der einen oder anderen Weise reguliert wird, nur haben wir uns daran gewöhnt, weshalb uns diese Regeln nicht als störend vorkommen. Wer bei wirtschaftspolitischen Debatten mitreden will, ohne zugleich Wirtschaftswissenschaften zu studieren, ist mit diesem Buch genau richtig. Und auch für Studenten der Ökonomie ist das Buch ein Muss, da es den Blick auf wirtschaftliches Handeln grundlegend verändern kann." (Maximilian B., 23 Jahre)

Deine Organe, Dein Leben von Peter Levin

"Diese Reise in das Innere des menschlichen Körpers hat mich hochgradig fasziniert, da sich mir Welten und Zusammenhänge eröffneten, die mir bis dato so nicht bewusst waren. Jenseits jeglicher Abgehobenheit nimmt Herr Levin den Leser liebevoll an die Hand und weckt sein Interesse für medizinische Zusammenhänge. Fachlich fundiert, dennoch für jedermann/-frau verständlich - ein bemerkenswertes Buch!" (G. v. L., 52 Jahre)

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