Literatur:Urbaner Spielplatz

Der Astikos-Verlag stellt sich im Import Export vor

Von Evelyn Vogel

Sie hatten alle auf die eine oder andere Weise mit Verlagen zu tun. Doch das Verlagswesen, wie es ist, gefiel ihnen nicht besonders. Also gingen sie daran, selbst einen Verlag zu gründen. Dabei wollten sie "alles anders machen" und kamen auf eine Idee, die man noch vor zehn Jahren als vermutlich altmodisch abgetan hätte. Sie gründeten einen Verlag in Form einer Genossenschaft. Der erste Vorschlag für einen Namen - "Tanzbär Verlag" - klang dann doch zu wenig seriös, zu sehr nach Kinderbuchverlag. Da es um urbane Themen gehen sollte, kam man auf die Idee, mit der griechischen Variante zu spielen: astikós bedeutet so viel städtisch. Der Astikos Verlag wurde im Mai vergangenen Jahres gegründet.

Längst hat das Wort "Genossenschaft" den Ruch des späten 19. Jahrhunderts verloren. Wo auch immer es beispielsweise um Urbanität geht, spielen genossenschaftliche Ansätze und Umsetzungen nunmehr eine große und vor allem eine außerordentlich zeitgemäße Rolle. Und so sprechen sich die Astikos-Mitglieder mit Genosse und Genossin an, verfügen über Genossenschaftsanteile, gewähren auch stillen Genossen gleiches Stimmrecht und setzen auf konsensdemokratische Entscheidungen, wenn es um ihre verlegerische Tätigkeit geht. Alles dreht sich um Kultur "zwischen urbanem und digitalen Raum". Die urbanen Themen können ebenso gut in Form eines Sachbuchs wie in der eines Romans oder einer Kurzgeschichte ihren Niederschlag finden. Architektur und Stadtplanung werden womöglich ebenso verlegt wie ein Garten- oder Kochbuch.

Aus dem Astikos-Gründertrio - Jannis Plastargias aus Frankfurt, Daniel Bräuer und Nikk Schmitz aus Augsburg und München - ist mittlerweile eine achtköpfige Truppe geworden. Fünf Projekte konnten bislang realisiert werden, allesamt elektronisch. Doch beispielsweise Levend Seyhans Kurzgeschichtensammlung "Kalter Cappuccino" ist gerade als gedrucktes Buch in Vorbereitung.

Nun veranstaltet der Astikos-Verlag im Import Export einen "Astiday". Ein "urbaner Spielplatz" soll es werden, auf dem sich der Verlag nicht nur mit Lesungen seiner Autoren präsentieren will. Es wird auch Vorträge, Workshops und Podiumsdiskussionen geben sowie am Abend ein Konzert von Chinese Silk and Videotape, gefolgt von einer Party, bei der DJ Heiner Hendrix auflegen wird. Die Vorträge werden beispielsweise von Konsensdemokratie in der Wirtschaft oder Stadtutopien in der Literatur handeln. Bei der Podiumsdiskussion soll darüber gesprochen werden, wie sich digitale Kreative im Stadtraum behaupten können. Nils Lacker wir aus seinen Reiseberichten über New York lesen, Lasar Herzberg aus seinem Buch "cooler daddy" und Levend Seyhans aus "Kalter Cappucino". Das Ganze wird nach dem Prinzip "Pay what you want" finanziert. Natürlich hoffen die Astikos-Genossen, dass es allen gut gefällt und jeder entsprechend viel spendet. Dann verteilen sie - ein bisschen spielerisch scheint das alles doch geblieben zu sein - vielleicht auch das eine oder andere digitale Astiküsschen.

Astiday des Astikos-Verlags, Samstag, 23. April, 10 Uhr, Import Export, Dachauer Straße 114, näheres zum Programm unter www.astikos.de

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