Das "Wacken" des Literaturbetriebs: Wenn am Mittwochabend das Ringen um den diesjährigen Ingeborg-Bachmann-Preis beginnt, freuen wir uns auf showverliebte Literaten und bohleneske Jurykommentare.
Blut, Schweiß und Tränen: Was Härte und Unterhaltungswert angeht, steht der Ingeborg-Bachmann-Wettbewerb dem berüchtigten Heavy-Metal-Festival in Wacken eigentlich in nichts nach. Gekämpft und gerockt wird nur mit anderen Mitteln. Die Bilder.
Mit einem Paukenschlag ging es schon los. Im Jahr 1977 setzten der Literaturpapst Marcel Reich-Ranicki und der damalige ORF-Intendant Ernst Willner ihre Idee von einem Literaturwettbewerb der etwas anderen Art durch: Nachwuchsautoren lasen ihre Texte vor einem Publikum und wurden anschließend von einer Jury wahlweise gnadenlos verrissen oder himmelhoch gelobt. Dem Sieger wurden 100.000 Schilling Preisgeld versprochen.
Aber diese Form der Autorenförderung fand nicht überall Anklang: Kritiker bemängelten den Eventcharakter des Wettbewerbs, bei dem es weniger um Talent als um Show ginge. Die Schriftstellerin Barbara Frischmuth hielt es für "degoutant", Autoren "nach dem Geldbündel an der Angel mit Mitteln schnappen zu lassen, die an sich nicht zu ihrem Beruf gehören". Auch die Tatsache, dass Reich-Ranicki den Ausschluss der Autoren aus der Jurydebatte zur Bedingung für seine Teilnahme machte, sorgte für Missfallen. Der Autor Erich Hackl vermutete deshalb, es werde "halt die Sadomaso-Szene sein, die sich in Klagenfurt versammelt".