Literatur:Hacke, Spitze

Literatur: "Der Geist der Arbeit": eine Szene aus Marie Haushofers "Culturbilder"-Schauspiel im Jahr 1899.

"Der Geist der Arbeit": eine Szene aus Marie Haushofers "Culturbilder"-Schauspiel im Jahr 1899.

(Foto: Stadtarchiv München)

Das Buch zur Monacensia-Ausstellung "Evas Töchter"

Von Antje Weber

"Evas Töchter" - was steckt hinter diesem Titel? Soll den Frauen "ein Sündenregister vorgehalten werden"? Soll ihnen "eine Bußpredigt vorgetragen werden", oder sollen sie im Gegenteil verherrlicht werden? Das fragte sich die Münchner Schriftstellerin Emma Merk, als sie 1892 Zeichnungen des Malers Emanuel Spitzer zum Thema "Evas Töchter" durchblätterte - und den Auftrag erhielt, einen Text dazu zu schreiben. Sie tat es und verfasste eine "Naturgeschichte der Frau", allerdings "nicht in schwerem philosophischem Gewande, sondern in bunt hinflätternden Worten".

Es ist also historisch gerechtfertigt, dass die derzeitige Monacensia-Ausstellung über die bürgerliche Frauenbewegung in München um 1900 unter dem Titel "Evas Töchter" läuft. Und selbstverständlich trägt auch der Begleitband, der erst jetzt erscheint, diesen Titel. Sogar die strahlend goldenen Herzen, die einst den Jugendstil-Band von Merk und Spitzer zierten, prangen auf dem Cover. Darunter allerdings sieht man höchst kämpferisch vier Amazonen die Speere recken - denn verniedlichen darf man die Verdienste der frauenbewegten Autorinnen und Politikerinnen vor hundert Jahren keineswegs.

Wer wissen will, wie Schriftstellerinnen von Emma Merk bis Carry Brachvogel neben der Frauenrechtlerin Anita Augspurg die Gleichberechtigung vorantrieben, findet in diesem in Text wie Bild opulenten Band eine gute Ergänzung und Vertiefung zur Ausstellung. Neben Texten der Kuratorin und Herausgeberin Ingvild Richardsen haben unter anderen auch der Literaturwissenschaftler Waldemar Fromm und die Archivarin Christa Elferich vom heutigen Münchner Verein für Fraueninteressen Texte beigesteuert. Die Gründungsgeschichte des Vereins arbeiten sie ebenso auf wie die Anbindung der Münchner Frauenbewegung an die Moderne. Auch Original-Texte reichern das Buch an, insbesondere der Abdruck des gesamten Festspiels von Marie Haushofer zum bayerischen Frauentag 1899, mitsamt köstlichen Fotografien. "Daß auch die Frauen stolz der Menschheit leben", wurde mit diesem Schauspiel gefordert und: "Daß in hundert Jahren / Die Welt das Beste von der Frau erfahren, / Das fördert nun mit mir, ihr Frau'n von heut'!" Die Aufforderung hat sich auch hundert Jahre später noch nicht erledigt.

Ingvild Richardsen (Hrsg.): Evas Töchter (Volk Verlag, 288 Seiten, 25 Euro). Buchpräsentation: Donnerstag, 3. Mai, 19 Uhr, Monacensia, Maria-Theresia-Str. 23

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