Literatur:"Für mich ist es beinahe eine Sucht, diese Momente immer wieder einzufangen"

Joachim Meyerhoff, preisgekrönter Schauspieler und Bestsellerautor, erzählt im Interview, wie er die Menschen aus seiner Vergangenheit zum Leben erweckt.

Am Anfang war es ein Theaterabend in Wien, gedacht als heiteres Anekdotenspiel, als Improvisation. Auf kleiner Bühne, vor nicht mehr als hundert Zuhörern, begann Joachim Meyerhoff die Geschichte seiner Familie vorzutragen. Weil Meyerhoff ein geistreicher Erzähler ist, kam das sehr gut an beim Publikum, obwohl es immer auch um Verluste ging: um den frühen Tod seines Bruders, auch um das Verhältnis zum Vater, der nie ganz greifbar war, obwohl er seine Kinder liebte, auch um die Großeltern, die ihm fehlen, aber in der Erinnerung mit all ihren liebenswerten Macken lebendig werden.

Der preisgekrönte Schauspieler, Ensemblemitglied am Hamburger Schauspielhaus und am Wiener Burgtheater, hat aus seinen Geschichten Romane gemacht. Meyerhoffs Bücher sind Bestseller. Mehr als 600.000 Stück hat er inzwischen verkauft: Nach "Amerika" und "Wann wird es endlich wieder so, wie es nie war" hat er gerade den dritten Band veröffentlicht: "Ach diese Lücke, diese entsetzliche Lücke": Ein Roman aus der Zeit der frühen Neunzigerjahre, als der Sohn eines Psychiatriedirektors aus Schleswig nach München zog und die Schauspielschule besuchte. Ein irre komisches, aber auch ein verwirrend trauriges Buch.

Im Interview mit der Süddeutschen Zeitung erzählt er nun, wie er die Menschen aus seiner Vergangenheit zum Leben erweckt, wie er die eigenen Dramen in Literatur verwandelt hat. "Wenn ich schreibe, neige ich dazu, die Dinge etwas drastischer darzustellen, als sie vielleicht waren." Beim Schreiben müsse man "lange an den Rädchen drehen und auf einmal springt der Tresor auf und die Erinnerung ist wieder da; für mich ist es beinahe eine Sucht, diese Momente immer wieder einzufangen."

Letztlich ist das Schreiben für ihn auch eine Art Selbsttherapie - erst durch seine Bücher konnte er mit den Verlusten in der eigenen Familie fertig werden. "Als ich anfing, diese Geschichten zu schreiben, war das eine völlig neue Perspektive auf meine Vergangenheit, auf meine Sorgen, meine Lust am Witz."

Im SZ-Interview spricht Meyerhoff außerdem darüber, wie er mit 17 den Tod seines Bruders verkraften musste - und erzählt, wie seine Großeltern Whisky ins Kurhotel schmuggelten und warum er gerne öfter im Paillettenkleid auftreten würde. Lesen Sie das ganze Interview mit SZ plus:

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