Literatur:Der Künstlerkönig

MÜNCHEN: AUKTION Wittelsbacher + Habsburger Nachlässe / Neumeister

Nutzte die Kunst, um seinen Ruhm zu mehren: Ludwig I.

(Foto: Johannes Simon)

Ein Buch widmet sich der großen Leidenschaft Ludwigs I.

Von Hans Kratzer

Als im Oktober 1846 in München der Grundstein für die Neue Pinakothek gesetzt wurde, ergriff König Ludwig I. die Gelegenheit, um in wenigen Worten seine Meinung über Kunst und Künstler zu formulieren. "Als Luxus darf die Kunst nicht betrachtet werden", sagte der König, der schon als Kronprinz ohne Rücksicht auf die Kosten Kunstwerke erworben und Künstler gefördert hatte. Als König benützte er die Kunst dann gleichsam zur Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln. Ihm war klar, dass das kleine Bayern niemals im Konzert der Großmächte mitmischen konnte.

Stattdessen verschrieb sich Ludwig lieber der Förderung der Künste, was er kurz und bündig so begründete: "Des Staatsmannes Werke werden längst vergangen sein, wenn die des ausgezeichneten Künstlers noch erhebend erfreuen." Dass die Kunstwerke und die Künstler in Erinnerung blieben, garantiere letztlich auch ihm, dem Mäzen, ein langes Andenken. So visionär dachte Ludwig I.

Dieser Haltung verdanken Bayern und insbesondere München zahllose Meisterwerke der Architektur, Plastik und Malerei. Ludwigs Vision von einem hellenistisch strahlenden München entwickelte sich - neben Schinkels Werk in Berlin - zum bedeutendsten Architekturensemble, das in Deutschland zwischen 1815 und 1870 errichtet wurde. Bis heute prägen die von Ludwig initiierten Prachtstraßen, die Residenzbauten und Kirchen, Universität und Staatsbibliothek, die Museen sowie die damals errichteten Denkmäler wesentlich das Erscheinungsbild Münchens.

Ludwigs Kunstleidenschaft wurde 1804 in Venedig entfacht, beim Anblick einer zauberhafte Skulptur des Bildhauers Antonio Canova, wie es heißt. Als König ließ er seine Agenten nach Kunstwerken forschen, seinen Architekten Leo von Klenze Großbauten entwerfen, seine Künstler Meisterwerke schaffen und seine Haupt- und Residenzstadt München zu einer Kunstmetropole von europäischem Rang formen. Die Künstler waren ihrem Förderer dankbar verbunden, litten aber darunter, dass der von seiner Kunstkompetenz überzeugte König immer wieder in ihren schöpferischen Prozess eingriff. Das führte zu harten Auseinandersetzungen, selbst mit Größen wie Leo von Klenze.

Spannende Einblicke in alle Höhen und Tiefen dieser Ära ermöglicht das neue Werk der Münchner Historikerin Hannelore Putz. Sie ist eine große Kennerin der ludovizianischen Zeit, hat sich über das Thema "König Ludwig I. von Bayern als Bauherr und Kunstsammler" habilitiert und an der "Edition des Briefwechsels zwischen König Ludwig I. und Leo von Klenze" mitgearbeitet. Aus diesem großen Wissens- und Recherchefundus heraus beschreibt sie das pulsierende künstlerische Leben in der Akademie, in den Ateliers der Maler und Bildhauer und nicht zuletzt auf den herrscherlichen Baustellen in München und Bayern. Und sie lässt uns auf unterhaltsame Art teilhaben an den Eindrücken der vielen Besucher und Künstler, die nach München kamen, um die Sammlungen des Königs zu besichtigen, aber auch, um in der bayerischen Hauptstadt zu lernen und zu arbeiten.

Hannelore Putz, "Die Leidenschaft des Königs. Ludwig I. und die Kunst." Verlag C.H.Beck, 24,95 Euro

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