"Life"-Bild-Archiv im Netz:Macht hoch die Tür, das Tor macht weit

... es kommen Bilder, Byte für Byte. Ob Krieg oder Glamour: Das gesamte Archiv des ersten Fotomagazins Life soll künftig im Internet verfügbar sein.

J. Häntzschel

Bevor es Fernsehen gab in Amerika, gab es Life: die erste Zeitschrift, in der die Fotos wichtiger waren als Text. Jede Ausgabe enthielt mindestens 50 Seiten Bilder, unterbrochen nur durch sparsame Bildunterschriften. Nun hat Time, der Medienkonzern, in dem Life bis zu seiner Einstellung vor acht Jahren erschien, angekündigt, sein gesamtes Bildarchiv, rund zehn Millionen Fotos, im Internet verfügbar zu machen. 97 Prozent der Bilder sind noch nie veröffentlicht worden.

Jackie Kennedy mit ihrer Tochter Caroline

Da waren sie noch eine "normale" Familie: Jackie Kennedy mit Tochter Caroline ein Jahr bevor John F. Mr. President wurde (1960).

(Foto: Foto: Life)

Life erschien 1936 zum ersten Mal und erwies sich sofort als sensationeller Erfolg. Die Weltgeschichte half allerdings erheblich mit dabei. Zu Hause wütete die Depression. In Spanien war der Bürgerkrieg im Gange. In Deutschland rüstete Hitler zum Zweiten Weltkrieg. Große Fotografen wie Alfred Eisenstaedt, Margaret Bourke-White, Gordon Parks und W. Eugene Smith waren mit ihren Kameras für Life überall an vorderster Front dabei.

Kriegsimpressionen und Glamourfotos

Mit dem Kriegseintritt Amerikas steigerte sich die Popularität des für damalige Verhältnisse opulent produzierten Magazins noch. Als einziger Fotojournalist war der Life-Mitarbeiter Robert Capa unter den ersten amerikanischen Truppen, die in der Normandie an Land gingen. Zehn Jahre später starb er, als er für die Zeitschrift im Indochina-Krieg fotografierte und auf eine Landmine trat.

Der propagandistischen Wirkung seiner anrührenden Fotos waren sich die Life-Herausgeber immer bewusst. Erzreaktionär und populistisch trommelte es für die Truppen in Amerikas Kriegen und gegen Gewerkschaften.

Nach dem Zweiten Weltkrieg musste sich Life notgedrungen neu erfinden. Es wurde zum Zentralorgan für Glamourfotos von Hollywood-Stars und der Kennedy-Familie. Doch mit der Ära des Fernsehens begann sein Stern zu sinken. Ab 1978 erschien es nur noch wöchentlich, 2000 wurde es eingestellt.

Nachrichtenmagazine wie Time und Newsweek, die anspruchsvolle Glamourzeitschrift Vanity Fair und Klatschheftchen wie People hatten jeweils ihr Stück vom Kuchen gegessen. Am Ende blieb für Life, dem er früher alleine gehört hatte, nichts mehr übrig. Auf dem Foto, das aus der auf Google bereitgestellten Life-Bildergalerie stammt, sieht man Jackie Kennedy mit ihrer Tochter Caroline in einer scheinbar alltäglichen Szene.

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