Lesung:Menschen, Geschichte(n)

Lesung: Private Augenblicke im Fokus: Antike Mauern schirmen ein Liebespaar im jüdischen Viertel Jerusalems ab vom Rest der Welt.

Private Augenblicke im Fokus: Antike Mauern schirmen ein Liebespaar im jüdischen Viertel Jerusalems ab vom Rest der Welt.

(Foto: Tom Krausz)

Iris Berben und der Fotograf Tom Krausz erzählen im Bildband "Jerusalem" von ihrer spezifischen Beziehung zur heiligen, krisengeschüttelten Stadt

Von Eva-Elisabeth Fischer

Jeder kennt Iris Berben. Tom Krausz hingegen kennen vergleichsweise wenige. Dabei sollte es in diesem Fall umgekehrt sein. Denn der beim Corso Verlag erschienene Bildband "Jerusalem. Menschen und Geschichten einer wundersamen Stadt" lebt weit mehr von den Fotografien als den bekenntnishaften Texten der Schauspielerin. Beide, Berben und Krausz, sind in Hamburg geboren und fast gleich alt. Es eint sie die Liebe zu Israel. Die Schauspielerin, katholisch erzogen und '68 politisiert, lebt seit Langem in München, wo sie, wie man aus Klatschspalten weiß, viele Jahre mit einem Israeli zusammen war. Die Liebe zu Israel aber entfachte bei Berben der Sechs-Tage-Krieg 1967 wie auch die historische Last der Geschichte als Deutsche, was zu einem ersten längeren Aufenthalt in einem Kibbuz im Jahr 1968 führte und danach zu zahllosen Besuchen im Land wie auch in Jerusalem im Besonderen. Bis heute.

Von Tom Krausz, einem viel reisenden Fotografen mit Hang zum Schöngeistigen, den er in mehreren Büchern, erstmals 2002 in "Macbeth/Schlafes Mörder", zusammen mit Elke Heidenreich auslebte, ist 1986 eine erste Ausstellung zur Architektur in Jerusalem dokumentiert und 2002 eine zweite über das tägliche Leben in der Stadt. Es ist anzunehmen, dass er etliche dieser Fotografien auch für das aktuelle Buch verwendet hat.

Das Cover des schmalen Bandes kündet vom inhaltlichen Schwerpunkt der Aufnahmen wie auch von einer dezidierten Schwarz-Weiß-Ästhetik. Es zeigt, in diesem Fall mit Blautoner verfremdet, einen Großvater mit seinem Enkel, den Blick von einem der Hügel über der Stadt in die Ferne gerichtet. Solche privaten Augenblicke hält der Fotograf fest, Momente, zu denen dem Betrachter automatisch Geschichten einfallen. Geschichten, die fremde Menschen durch ihre Mimik und Haltung erzählen, auch wenn einem die Orte vielfach bekannt sind - wie die Klagemauer, die Grabeskirche, die Al Aksa Moschee, kurz: den steingewordenen Manifestationen dreier Weltreligionen.

Iris Berben liest aus "Jerusalem", Freitag, 20. November, 20 Uhr, Lehmkuhl, Leopoldstr.45, service@lehmkuhl.net, 089/ 3 80 1 5 00

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